Kohlschreiber gibt auf Mayer gegen Mayer im Finale am Rothenbaum

Hamburg (dpa) - Florian Mayer steht gegen den argentinischen Sandplatzspezialisten Leonardo Mayer im Finale des Tennisturniers German Open in Hamburg.

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Der Bayreuther profitierte von der verletzungsbedingten Aufgabe des Augsburgers Philipp Kohlschreiber. Nach 57 Minuten hatte es 4:6, 3:2 aus Sicht von Mayer gestanden, als Kohlschreiber wegen einer Oberschenkelverletzung aufgab.

Damit steht erstmals seit Tommy Haas vor fünf Jahren wieder ein Deutscher im Endspiel des Traditionsturniers. Der Argentinier Mayer, Sieger von 2014, setzte sich in der Vorschlussrunde der mit knapp 1,5 Millionen Euro dotierten Veranstaltung am Hamburger Rothenbaum gegen seinen Landsmann Federico Delbonis 6:3, 7:5 durch.

Die 33 Jahre alten Kohlschreiber und Mayer, die sich vom gemeinsamen Trainingsstandort in Unterhaching bestens kennen, lieferten sich in der 111. Ausgabe des Turniers vor 7000 Zuschauern ein richtig gutes Duell. Bis zum plötzlichen Abbruch war dem siebenmaligen Sieger auf der ATP-Tour nichts anzumerken. Das Publikum pfiff und Kohlschreiber zertrümmerte vor Wut seinen Schläger. „Die Zuschauer sind enttäuscht, dass das Match so ein Ende gefunden hat“, sagte Mayer, der sich über den Finaleinzug nicht so richtig freuen konnte. „Das war einfach blöde.“

Kohlschreiber war bei der anschließenden Pressekonferenz extrem enttäuscht - den Titel von Hamburg hätte der dreimalige München-Champion gern eingeheimst. „Die Zuschauer wollen ein enges Match sehen. Aber für mich war es auch kein tolles Gefühl, in dem Moment, wo man gern allein wäre, Buhrufe und Pfiffe zu hören“, rechtfertigte sich der Davis-Cup-Spieler.

Das Zertrümmern des Schlägers sei eine Kurzschlussreaktion gewesen, er sei so enttäuscht gewesen, dass sein Körper nicht mehr mitspielte. Beide Oberschenkel waren lädiert. „Das war sicherlich nicht die Vorbildfunktion, aber ich stehe allein auf dem Centre Court und muss die Pille schlucken. Die letzten Wochen waren hart, und das war noch 'ne Watschen“, erklärte er sich. Im vergangenen Jahr hatte er schon wegen eines Ermüdungsbruchs im Fuß lange pausieren müssen.

Dabei war die deutsche Nummer vier so kämpferisch gestartet und holte einen 2:4-Rückstand im ersten Durchgang auf. Mayer streute in dem laufintensiven Match immer wieder Stoppbälle ein, Kohlschreiber hatte aber die härteren Schläge. 1992 standen sich zuletzt zwei Deutsche in der Runde der letzten Vier gegenüber: Der jetzige Turnierdirektor Michael Stich bezwang Boris Becker klar mit 6:1, 6:1.

Nun hat Mayer nach der Kurzarbeit zumindest einen kleinen Vorteil im Finale. Auch er war nicht frisch in die Partie gegangen, immerhin musste er seine Viertelfinalbegegnung über drei Sätze bestreiten. „Ich war richtig müde, es wäre schwer geworden ihn zu schlagen“, räumte Mayer ein. Nach dem Sieg beim 500er Turnier 2016 in Halle will er nun auch den Triumph in der Hansestadt: „Klar weiß ich, dass Michael Stich der letzte deutsche Sieger war. Es wäre unglaublich, wenn ich mich in die Siegerliste eintragen könnte.“ Stich gewann 1993 an der Hallerstraße.