Murray erstarkt ohne Coach
Paris (dpa) - Eines haben Mats Wilander, Martina Navratilova, John McEnroe und Amélie Mauresmo in den Tagen der French Open gemeinsam. Die einstigen Tennis-Größen wurden als mögliche neue Trainer von Wimbledonsieger Andy Murray gehandelt, aus welchem Grund auch immer die Namen in Paris zirkulieren.
Alles Quatsch, meinte Murray vor dem Drittrunden-Duell mit Philipp Kohlschreiber am Samstag. „Wenn der Zeitpunkt da ist, werde ich eine Mitteilung herausgeben. Aber bis jetzt gibt es noch nichts zu verkünden“, ließ der Schotte wissen.
Die Frage begleitet den Olympiasieger seit dem Ende der überaus erfolgreichen Zusammenarbeit mit Ivan Lendl, unter dessen Regie er nicht nur große Endspiele erreichte, sondern endlich auch gewann. Murray machte sich auf der Insel unsterblich mit Gold 2012 in London, danach mit seinem ersten Grand-Slam-Titel bei den US Open und vor allem dem ersten Wimbledonsieg eines Briten seit 1936.
Diese Saison lief bisher eher durchwachsen für den 27-Jährigen aus Dunblane, der mit den Branchenführern Rafael Nadal und Novak Djokovic sowie Altmeister Roger Federer nicht mehr recht mithalten konnte. Derzeit ist der einstige Weltranglisten-Zweite nur die Nummer 8, doch zuletzt in Rom verlangte er Nadal alles ab und verlor nur knapp.
„Sand ist sicherlich sein am wenigsten erfolgreicher Belag“, stellte Kohlschreiber fest, äußerte jedoch den angebrachten Respekt: „Es gibt viele Superlative, um ihn zu beschreiben.“ Fittester Spieler, bester Defensivspieler - dazu mental stark und mit riesigen Kämpferqualitäten ausgestattet. „Er ist unglaublich schwer zu spielen“, warnte Kohlschreiber.
Vor drei Jahren schaffte es Murray bis ins Halbfinale von Paris und unterlag Nadal, dazu erreichte er schon zweimal das Viertelfinale. Obwohl Kohlschreiber bisher nicht über das Achtelfinale hinauskam, hat der Favorit gehörigen Respekt. Vor vier Jahren bekam er von Kohlschreiber auf dem roten Sand von Monte Carlo eine kräftige Abreibung. „Ich habe drei Spiele oder so gekriegt“, sagte Murray bei den Gedanken an das 2:6, 1:6. „Nach dem Match war ich sehr enttäuscht.“ Kohlschreiber misst dem Ergebnis von damals angesichts von Murrays Entwicklung indes keine Bedeutung mehr bei, rechnet sich auf Asche jedoch die größten Chancen aus. Auch beim Augsburger ist die Trainerfrage derzeit nicht abschließend geklärt.
Martina Navratilova wäre begeistert, wenn sich der einst von Mutter Judy betreute Murray von einer Frau trainieren ließe. „Es wäre großartig, wenn eine Frau einen Mann coachen würde. Wir hatten bisher noch keine Frau von außerhalb des Umfeldes, die einen der Top-Herren trainiert hat“, sagte das Tennis-Idol der BBC. Natürlich sei es schwierig, einem Grand-Slam-Champion Ratschläge zu erteilen, doch es gebe sicherlich noch Raum für Verbesserungen. Grundsätzlich ist es für Navratilova nur eine Frage der Zeit, wann eine Frau einen Top-Spieler trainiert, denn: „Der Ball kennt Dein Geschlecht nicht.“