Murray nach turbulenten Tagen zum ersten Titel?
Melbourne (dpa) - Andy Murray hat turbulente Tage in Melbourne hinter sich. Daheim wartet seine hoch schwangere Frau Kim auf die Geburt des ersten Kindes. Hätten die Wehen bereits eingesetzt, wäre Murray schon gar nicht mehr hier.
„Dann fliege ich sofort nach Hause“, hatte der 28 Jahre alte Brite vor Beginn der Australian Open klipp und klar gesagt. Während des Turniers brach dann auch noch der Schwiegervater von Murray, Nigel Sears, während eines Spiels seines Schützlings Ana Ivanovic zusammen. Wieder erlebte Murray bange Stunden, pendelte zwischen der Tennis-Anlage und dem Krankenhaus hin und her. „Wenn es von Nigel keine positiven Nachrichten gegeben hätte, hätte ich nicht weitergespielt“, sagte Murray.
Doch der 58 Jahre alte Sears erholte sich wieder und so steht Murray an diesem Sonntag (9.30 Uhr) beim ersten Grand Slam der Saison wieder im Finale. Dort trifft der Schotte auf Novak Djokovic, einen alten Bekannten. Schon dreimal standen sich der serbische Weltranglisten-Erste und Murray in der Rod Laver Arena im Endspiel gegenüber, jedes Mal verließ Djokovic als Gewinner den Platz.
„Interpretiert das, wie ihr wollt“, sagte Murray, der 2010 auch gegen Roder Federer im Finale den Kürzeren zog. „Fünf Endspiele hier sind eine Leistung, die mir keiner nehmen kann.“ Obwohl er Djokovic im vergangenen Jahr in vier Sätzen unterlag, schöpft Murray Mut aus der Partie. „Drei Sätze lang war es ein Spiel auf hohem Niveau und sehr eng“, sagte der Davis-Cup-Champion. „Das Wichtigste wird sein, dass ich mein Niveau über einen langen Zeitraum abrufen kann“, sagte Murray. „Nicht nur hier und da für ein paar Punkte, sondern das gesamte Match über.“
Im Halbfinale gegen Milos Raonic brauchte Murray eine Weile, um in Schwung zu kommen. Erst nach mehr als vier Stunden und fünf Sätzen zwang er den Kanadier in die Knie. Djokovic konnte sich zeitgleich erholen, er hatte sich den Finaleinzug bereits am Donnerstag durch einen eindrucksvollen Erfolg gegen Roger Federer gesichert.
Von Murrays Sieg schaute er sich im Fernsehen nur den letzten Satz an. „Wir kennen uns sehr gut, unsere Spielweise ähnelt sich sehr“, begründete der Schützling von Boris Becker, warum er sich nicht mehr vom zweiten Vorschlussrunden-Duell angeschaut hatte. „Andy ist ein Champion, ich muss bereit sein“, sagte Djokovic.
Dass er die bisherigen drei Endspiele in Melbourne gewonnen hat und Murray in zehn der vergangenen elf Duelle besiegt hat, will die Nummer eins der Welt nicht überbewerten. „Ich werde ihn deswegen auf keinen Fall unterschätzen“, meinte Djokovic am Samstag.
Mit seinem insgesamt elften Grand-Slam-Titel würde er in der ewigen Bestenliste mit der australischen Legende Rod Laver gleichziehen - und das ausgerechnet in der nach dem 77 Jahre alten Laver benannten Arena. Der Serbe ist sich dessen bewusst: „Es ist immer etwas Besonderes, wenn man Geschichte schreiben kann.“