Nächstes Drama um Stosur - Scharapowa stark
Melbourne (dpa) - Am Ende wurde das Zittern einfach zu stark. In ihrer Angst vor dem erneuten Desaster brachte Samantha Stosur keinen vernünftigen Schlag mehr zustande. Folgerichtig besiegelte die große Hoffnungsträgerin der Australier ihr Zweitrunden-Aus in Melbourne mit einem Doppelfehler.
Bevor die Australian Open so richtig begonnen haben, sind sie für die Gastgeber praktisch schon wieder vorbei. Das Warten auf die erste australische Siegerin seit Christine O'Neil vor 35 Jahren geht weiter. Dass Stosur die Nation noch einmal von dieser Sehnsucht befreien wird, glaubt spätestens seit ihrer 4:6, 6:1, 5:7 gegen die Chinesin Zheng Jie niemand mehr. „Es ist schwer, jetzt viel darüber zu reden“, sagte Stosur danach im prall gefüllten Medien-Raum im Bauch der Rod Laver Arena. „Es sah lange Zeit nach einem guten Tag aus, doch nun ist es kein so großartiger“, meinte die 28-Jährige.
Tapfer stellte sich die US-Open-Siegerin von 2011 den Fragen der Journalisten, beantwortete in einer ihrer schwersten sportlichen Stunden sogar noch Fragen nach der polnischen Herkunft ihrer Großeltern. Dabei wollte Stosur einfach nur noch weg. Weg von dem Ort, der sie noch nie glücklich gemacht hat und ihr doch so viel bedeutet - und wo die hohen Erwartungen ihrer Landsleute sie ein weiteres Mal erdrückt hatten.
Dabei hatten sie Down Under in diesem Jahr wirklich alles versucht. Im Vorfeld des ersten Grand-Slam-Turniers der Saison hatte die Tageszeitung „Herald Sun“ zum Beispiel zehn Dinge aufgelistet, wie Stosur sich entspannen und dem Druck entfliehen könnte. Hot Yoga gehörte ebenso zu den Vorschlägen wie die Umarmung eines Koalas. Als letzter Tipp stand dort geschrieben: Spiel linkshändig, wenn alles andere schiefgeht.
Aber selbst wenn man Stosur zwei Tennisschläger in die Hand gedrückt hätte, wäre die Partie gegen Zheng Jie vermutlich verloren gegangen. Der Chinesin, die nun auf Julia Görges trifft, war ihr Sieg am Ende fast ein bisschen peinlich. „Sorry, dass ich eure Sam geschlagen habe“, rief sie den enttäuschten Fans zu.
Lange Zeit hatte es danach ausgesehen, als ob Stosur alle Kritiker Lügen strafen wollte, als sie gegen die Asiatin nach verlorenem ersten Satz in die Partie zurückfand und beim Stand von 5:2 erstmals zum Einzug in die dritte Runde aufschlug. Doch dann war das Selbstvertrauen von Stosur plötzlich wie weggeblasen.
„Ich hatte eigentlich einen guten Rhythmus. Aber aus dem Nichts war er ganz schnell weg“, berichtete Stosur nachher. „Und dann schwirren dir plötzlich verrückte Dinge durch den Kopf. Du fängst an, keine Fehler mehr machen, anstatt Winner schlagen zu wollen.“ Die Ursache für die nächste Enttäuschung in ihrem Heimatland war daher schnell ausgemacht. „Es war zu hundert Prozent Kopfsache.“ Alle gut gemeinten Koala-Tipps hatten wieder nicht gefruchtet.
Vorjahresfinalistin Maria Scharapowa zeigt sich dagegen weiter in Topform. Die Russin besiegte die Japanerin Misaki Doi in der zweiten Runde mit 6:0, 6:0 und ist damit bei den Australian Open weiter ohne Spielverlust. Bereits in der ersten Runde hatte die Weltranglisten-Zweite gegen die Russin Olga Putschkowa mit 6:0, 6:0 gewonnen. In der dritten Runde trifft Scharapowa nun auf Venus Williams. Die Russin dürfte dann erstmals gefordert werden.