Ohne Becker zum zweiten Titel - Djokovic demütigt Nadal
Miami (dpa) - Auf dem Weg zu alter Stärke musste Novak Djokovic auf Boris Becker verzichten. Ohne den Ende des vergangenen Jahres mit viel Getöse verpflichteten dreimaligen Wimbledonsieger sicherte sich der Serbe zum zweiten Mal das prestigeträchtige Masters-Double in Indian Wells und Miami.
Am Sonntag demütigte der 26-Jährige im Finale von Key Biscayne seinen spanischen Rivalen Rafael Nadal mit 6:3, 6:3 und feierte den zweiten Titel des Jahres. Während sich Becker daheim in London von den Folgen einer spontanen Hüft-Operation erholt, spielt Djokovic unter der Regie seines Langzeit-Trainers Marian Vajda so stark wie zu seinen besten Zeiten.
Alles nur ein Zufall? Oder ein erstes Anzeichen, dass sich die spektakuläre Liaison zwischen Djokovic und Becker bereits langsam wieder dem Ende zuneigt? „Marian ist nicht einfach nur ein Coach für mich. Er ist ein richtiger Freund“, sagte Djokovic nach dem erstaunlich einseitigen Finale gegen einen chancenlosen Nadal. „Er kennt mich natürlich auch besser als Boris, aber Boris hat ja auch gerade erst damit angefangen, mit uns zu arbeiten“, sagte der Serbe.
Wird Becker rechtzeitig fit, soll er Djokovic Mitte April beim Sandplatz-Event in Monte Carlo wieder betreuen. Dass er in Indian Wells aussetzen würde, war von Anfang an so geplant. Sein Fehlen in Miami war der kurzfristigen OP geschuldet. „Ich freue mich darauf, Boris in Monte Carlo wiederzusehen“, sagte Djokovic.
Doch es bleibt auffällig, dass der sechsmalige Grand-Slam-Champion mit seinem gewohnten Umfeld erfolgreicher ist als mit Becker an seiner Seite. Schon bei den Australian Open hatte man den Eindruck, dass die große Aufmerksamkeit um das Duo Djokovic-Becker den Serben ein bisschen ablenken könnte. Bereits im Viertelfinale kam gegen den späteren Sieger Stanislas Wawrinka das Aus. Auch vom Turnier in Dubai, wo Djokovic im Halbfinale Roger Federer unterlag, sind mehr die Bilder vom Indoor-Skydiving der Beiden in Erinnerung als seine sportlichen Auftritte.
Nun aber scheint Djokovic wieder voll auf das Tennis fokussiert, was sich in seinen Leistungen widerspiegelt. „Ich denke, er hat sich selbst wiedergefunden“, sagte Vajda der „New York Times“. „Er fühlt sich wieder gut auf dem Platz.“ Zu behaupten, dass dies mit der Abwesenheit von Becker zu tun hat, wäre gemein. Aber vielleicht ist es für die deutsche Tennis-Legende nicht schlecht, dass Vajda auch in Monte Carlo dabei sein wird. Zusammen kann das Team Djokovic dann ausloten, welche Mischung die beste für den Weltranglisten-Zweiten ist.
Denn Djokovic hat sich für die anstehende Sandplatz-Saison viel vorgenommen. Der Titel bei den French Open ist der einzige, der ihm in seiner Grand-Slam-Sammlung noch fehlt. Das gilt im übrigen auch für Becker, der sich die vergangenen Tage im Krankenbett mit TV-Zapping zwischen Formel 1, Premier-League-Fußball und den Tanzauftritten seiner Frau Lilly in einer deutschen TV-Show vertrieb.
Auch den Triumphzug von Djokovic verfolgte er vor dem Fernseher - und sah seinen Schützling in absoluter Topform. „Ich habe ein großartiges Match gespielt, von Anfang bis Ende hat alles sehr gut geklappt“, sagte Djokovic nach der Partie. Nadal erkannte das neidlos an. „Novak war heute einfach besser als ich.“