Petkovic und Mayer auf Kurs - Kamke vor Knaller
London (dpa) - Andrea Petkovic führte ein Hula-Hoop-Tänzchen auf, Florian Mayer ballte erleichtert die Faust: Deutschlands beste Tennisspieler haben ihre Auftakthürden in Wimbledon gemeistert.
Während sich der Weltranglisten-18. Mayer trotz einer „unterirdischen“ Leistung zu einem 7:6 (7:5), 7:6 (7:1), 3:6, 6:4 über den britischen Underdog Daniel Evans quälte, beendete Petkovic mit dem 6:3, 6:4 gegen die Französin Stéphanie Foretz Gacon ihren Wimbledon-Fluch. „Als ich vom Platz ging, dachte ich: 'Boah, das erste Mal in Wimbledon eine Runde gewonnen. Das ist schon etwas Besonderes'“, sagte die überglückliche Petkovic.
Zugleich betonte die 23-Jährige, dass sie nach ihren Viertelfinal-Teilnahmen in Melbourne und Paris auch beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres für Furore sorgen will: „Meine Erwartungen habe ich nach oben geschraubt.“ Zumal sie mit dem ungeliebten Rasen im vierten Anlauf ihren Frieden gemacht hat. „Ich hoffe, dass es noch viel besser wird“, sagte Petkovic, die auch gegen die Kanadierin Stephanie Dubois klar favorisiert ist.
Weitaus mehr Mühe hatte der Bayreuther Mayer, um Wild-Card-Inhaber Evans niederzuringen. Selbst nach zwei gewonnenen Tiebreaks machte der Franke den Sack nicht sofort zu. „Man braucht nichts schönzureden. Das war unterirdisch“, räumte Mayer unumwunden ein. Der schwache Auftritt hat seinen Ehrgeiz vor dem Zweitrundenduell mit dem Belgier Xavier Malisse, der den Hamburger Mischa Zverev mit 6:2, 6:3, 6:2 vom Platz fegte, allerdings erst so richtig geweckt: „Ich habe es in der Hand. Wenn ich mein Spiel spiele, kann es sehr weit gehen.“
Der Lübecker Tobias Kamke zog derweil mit dem 6:3, 7:6 (7:1), 5:7, 6:1 über den Slowenen Blaz Kavcic ebenfalls in die zweite Runde ein und will der britischen Sieg-Hoffnung Andy Murray Paroli bieten. „Die Vorfreude ist riesengroß“, sagte der 25-Jährige.
Raus ist als neunter deutscher Profi dagegen Halle-Finalist Philipp Petzschner aus Bayreuth, der gegen den an Nummer fünf gesetzten Schweden Robin Söderling trotz guter Leistung mit 4:6, 4:6, 6:2, 6:7 (5:7) verlor. Zuvor waren auch Mona Barthel (Neumünster), Andreas Beck (Stuttgart) und Julian Reister (Reinbek) gescheitert.
Petkovic konnte nach ihrem lockeren Auftaktsieg indes ein Jubel-Tänzchen auf den Rasen von Court 18 hinlegte. Als Lehrmeister fungierte dabei der Serbe Novak Djokovic, der sie am Montag in der Regenpause bei einem Videodreh zu der Show-Einlage animiert hatte. „Ich war grottenschlecht, und alle haben gesagt, dass ich mich verbessern soll“, erläuterte Petkovic ihren neuen Tanz.
Gegen Foretz Gacon musste sie keinesfalls glänzen, um ihren Debüt-Sieg im wolkenverhangenen All England Club zu feiern. Ein guter Aufschlag - insgesamt servierte sie neun Asse - und eine solide Vorhand reichten, um die Französin in Schach zu halten. „Man darf nicht vergessen, dass sie hier noch nie gewonnen hat, das hätte eine Blockade sein können“, bemerkte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Ritter, die Petkovic dank einer günstigen Auslosung noch viel zutraut: „Sie kann sich hier durchspielen.“
Bei ihren vorherigen drei Starts war die Einser-Abiturientin zweimal in der Qualifikation gescheitert, im Vorjahr war nach Runde eins Schluss. Petkovic sieht sich angesichts dieser Bilanz keineswegs als Turnierfavoritin, zu der sie von Tennis-Legende Chris Evert auserkoren wurde. „Ich bin noch weit davon entfernt, in der Anfangsphase als Titelanwärterin gesehen zu werden“, sagte sie.
Während Petkovic auf Kurs ist, hatte Petzschner mit der Auslosung Pech. Gegen Top-Mann Söderling war der Bayreuther, der im Vorjahr die Doppel-Konkurrenz gewonnen hatte, trotz einiger guter Chancen unterlegen. Zudem scheiterten Barthel (2:6, 4:6 gegen Elena Baltacha), Beck (4:6, 6:7 (6:8), 3:6 gegen Andy Roddick) und Reister (5:7, 2:6, 3:6 gegen David Nalbandian). Die Partien von Julia Görges, Sabine Lisicki, Kristina Barrois und Angelique Kerber wurden auf Mittwoch verschoben.