Talent auf Reisen - Beck auf dem Weg nach oben
Stuttgart (dpa) — Natürlich wäre sie gerne länger geblieben. Aber es war noch ein bisschen zu früh und auch ein bisschen zu schwer. Annika Beck musste beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart erstmals in ihrer noch jungen Karriere gegen eine Top-Ten-Spielerin ran und verlor.
Immerhin mit einem achtbaren Ergebnis: 5:7, 7:6 (7:0), 3:6 gegen die Tschechin Petra Kvitova — für eine Premiere gar nicht schlecht. „In erster Linie bin ich stolz, dass ich in meinem ersten Spiel gegen sie so gut mitgehalten habe“, sagte Beck.
An die Halle hatte sich Beck schon vor ein paar Tagen gewöhnt, als Fan und Team-Mitglied beim Fed-Cup-Duell gegen Serbien am vergangenen Wochenende. Sie war mittendrin. Voll integriert. Ein Teil der besten deutschen Spielerinnen. Beck war schon öfter dabei und seit ihrem ersten Einsatz gegen Frankreich im Februar kann sie sich Hoffnungen machen, auch künftig mit Team-Chefin Barbara Rittner zu reisen. „Das war etwas ganz Besonderes. Wenn wir darüber vor zwei Jahren geredet hätten, hätten Barbara Rittner und ich wahrscheinlich gelacht“, sagte die gerade erst 19 Jahre alt gewordene Beck.
Was da alles um sie herum passiert, kann Beck noch nicht fassen. Es wird wohl auch noch eine Weile dauern, das alles zu realisieren. „Ich habe ja erst dieses Jahr mit längeren Turnierreisen angefangen“, sagte sie. „Bisher ist das alles noch unwirklich.“
2011 hat Annika Beck ihr Abitur mit einem Einser-Schnitt abgeschlossen, seitdem konzentriert sie sich ganz aufs Tennis. Es hat sich gelohnt. Sie steht derzeit auf Rang 60 und ist die jüngste Spielerin unter den besten 100 der Welt. Vor allem im nationalen Vergleich dieser Platzierung wird deutlich, was für die Bonnerin noch möglich ist: Angelique Kerber stand mit 18 Jahren auf Rang 214, Julia Görges hatte den Sprung unter die besten 500 geschafft (425), Sabine Lisicki war die Nummer 237, Andrea Petkovic belegte Rang 338.
Höhepunkt des Erfolgsjahres 2012 war der Triumph bei den French Open der Juniorinnen — das hatte nach Anna-Lena Grönefeld 2003 keine deutsche Spielerin geschafft. „Ich bin schon sehr überrascht, wie gut ich mich auf der WTA-Tour entwickelt habe“, sagte Beck, die auch dem Porsche-Talent-Team angehört. „Ich denke, der Knackpunkt war mein Sieg in Paris. Das hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben.“ Bei den Australian Open im Januar erreichte Beck immerhin die zweite Runde.
„Sie hat bereits die ersten Spielerinnen aus der Top 30 geschlagen. Wenn sie sich von dem ganzen Drumherum nicht beeindrucken lässt, kann sie dieses Jahr die Top 50 knacken“, sagte Rittner. „Sie ist eine, die man vom Platz tragen muss, die einen unglaublichen Ehrgeiz und Willen hat. Annika schenkt nichts her. Sie macht keine leichten Fehler. Wenn man gegen sie gewinnen will, muss man sie aus eigener Kraft schlagen.“
2012 feierte Beck beim Porsche Tennis Grand-Prix in der Qualifikation ihr Debüt auf der WTA-Tour, 2013 hat sie es ins Hauptfeld geschafft. Was 2014 kommen soll, steht auch schon fest: „Es wäre natürlich schön, wenn ich ohne eine Wildcard direkt im Hauptfeld stehen würde, aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.“ Und irgendwie hatte das Ausscheiden ja auch etwas Gutes — sie zumindest nimmt es mit Humor. „Der Führerschein ist in der Mache. Ich glaube, mir fehlen noch sieben Fahrstunden oder so. Von daher ist es ganz gut, dass ich den Porsche in diesem Jahr noch nicht gewonnen habe.“