Thiem will Djokovic im Halbfinale der French Open ärgern

Paris (dpa) - Österreichs große Tennis-Hoffnung Dominic Thiem will Novak Djokovic den Weg zum ersehnten ersten French-Open-Triumph verbauen.

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Der 22-Jährige steht am Freitag wie zuvor seine Landsleute Thomas Muster und Jürgen Melzer im Halbfinale von Paris, wo Djokovic endlich den letzten Grand-Slam-Titel holen will, der ihm noch fehlt. Der Serbe ließ dem Tschechen Tomas Berdych beim 6:3, 7:5, 6:3 keine Chance, wenig später besiegte Thiem den Belgier David Goffin 4:6 7:6 (9:7), 6:4, 6:1.

„Das ist natürlich unfassbar“, sagte Thiem, „ich bin richtig glücklich.“ Das zweite Semifinale bestreiten der Schweizer Titelverteidiger Stan Wawrinka und der Weltrangliste-Zweite Andy Murray aus Schottland.

Bei den Damen mühte sich Titelverteidigerin Serena Williams mit 5:7, 6:4, 6:1 gegen die Kasachin Julia Putinzewa ins Semifinale gegen Kiki Bertens. Die Niederländerin setzte mit 7:5, 6:2 gegen die Schweizerin Timea Bacsinszky ihren derzeitigen Siegeszug fort und ist praktisch in der gleichen Ausgangsposition wie Thiem. Das zweite Semifinale bestreiten die spanische Weltranglisten-Vierte Garbiñe Muguruza und Ex-Finalistin Samantha Stosur aus Australien.

Wie Bertens feierte Thiem seinen bislang größten Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier. Als der Sieg nach 2:51 Stunden feststand, schaute der Weltranglisten-15. im Nieselregen auf dem spärlich besuchten Court Suzanne Lenglen zunächst etwas ungläubig. Im Duell der Trainingspartner und Freunde gab Thiem im ersten Satz eine 4:2-Führung noch ab, holte in den nächsten beiden Durchgängen aber Rückstände auf und wehrte im zweiten einen Satzball spektakulär ab.

Der Drittrunden-Bezwinger des Hamburgers Alexander Zverev wollte danach nicht feiern, sondern im Turniermodus bleiben. Gegen Djokovic hat er die bisherigen beiden Vergleiche glatt verloren. „Das ist die höchste Hürde, die warten kann“, sagte der 22-Jährige. Trotzdem versprach Thiem: „Ich gehe natürlich rein und will's gewinnen, auch wenn es unfassbar schwer wird.“

Der Weltranglisten-Erste zog zuvor zum sechsten Mal nacheinander und schon zum achten Mal insgesamt in das Halbfinale ein. Djokovic konnte bei seinem Erfolg in nur gut zwei Stunden wertvolle Kraft für das Halbfinale und ein eventuelles Endspiel am Sonntag sparen. Drei Finals hat er in Paris schon verloren. Gegen Berdych feierte er im 26. Duell bereits den 24. Sieg.

„Die Bedingungen sind schwierig für beide Spieler, aber ich habe mein bestes Spiel im richtigen Moment gefunden, und damit bin ich zufrieden“, sagte er bei kühlen 15 Grad und zeitweiligem Nieseln. Auch die Besucher froren, der 15 000 Zuschauer fassende Court Philippe Chatrier war am frühen Nachmittag keineswegs voll besetzt.

Als es am frühen Abend voll war, schien sich im Match von Serena Williams eine riesige Überraschung anzubahnen. Putinzewa hatte dank der vielen Fehler der Favoritin zweimal die Chance zur 7:5, 5:4-Führung. „Ehrlich gesagt, habe ich im zweiten Satz nicht daran geglaubt, dass ich es gewinne“, räumte die 34-Jährige ein, aber irgendwie habe ich es geschafft.“

Williams gewann das bisher einzige Duell gegen Bertens voriges Jahr bei den US Open, doch es war ein Zittersieg auf dem Centre Court. „Ich werde einfach rausgehen und wieder Spaß haben“, kündigte Bertens strahlend an, nachdem sie es als erste Niederländerin seit 45 Jahren ins Paris-Halbfinale geschafft hatte. Hätte ihr vor der Qualifikation beim Turnier in Nürnberg jemand ihre Erfolgsserie vorhergesagt, hätte sie geantwortet: „Das ist der beste Witz, den ich je gehört habe.“