Turbulente Tage beim Deutschen Tennis Bund
Berlin (dpa) - Der Deutsche Tennis Bund erlebt wieder einmal turbulente Tage. Die von DTB-Präsident Karl-Georg Altenburg geforderte Aussprache zwischen Top-Spieler Philipp Kohlschreiber und Bundestrainer Patrik Kühnen steht noch aus.
Auch die lange Zeit lediglich als Formsache angesehene Vertragsverlängerung mit dem Davis-Cup-Teamchef scheint plötzlich kein Selbstläufer mehr. Denn nun sorgt auch noch die Kündigung eines wichtigen Sponsors für Ärger.
Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte berichtet, dass der Lebensversicherer und Davis-Cup-Sponsor Atlanticlux sein Engagement fristlos gekündigt habe. Die FWU Group, zu der Atlanticlux gehört, fühle sich „unanständig“ behandelt. Das Unternehmen ist auch persönlicher Sponsor von Teamchef Kühnen, der momentan mit dem DTB über eine Erneuerung seines auslaufenden Engagements verhandelt.
In einem Brief an den DTB monierte Firmenchef Manfred J. Dirrheimer laut „SZ“, Kühnen sei vom DTB zum Vertragsbruch aufgefordert worden. Angeblich soll der Saarländer für eine Vertragsverlängerung das FWU-Engagement beenden oder substanziell verändern. DTB-Vizepräsident Carl-Uwe Steeb bestätigte die Kündigung, dementierte aber eine Aufforderung an Kühnen zum Vertragsbruch. „Die Kündigung ist zutreffend. Wir werden versuchen, das persönlich zu besprechen“, sagte Steeb der Nachrichtenagentur dpa.
Zum Vorwurf, der DTB habe Kühnen zum Vertragsbruch aufgefordert, sagte Steeb: „Eine Aufforderung war es nicht.“ Der frühere Davis-Cup-Spieler sprach ganz allgemein von einer „technischen Frage“ und betonte: „Wir führen gerade viele Gespräche. Es gibt Dinge, die wir lösen müssen.“
In der Causa Bundestrainer meldete sich auch prompt wieder der gerade als Profi zurückgetretene Alexander Waske zu Wort, der nun seinen einstigen österreichischen Doppelpartner Jürgen Melzer betreut. Auf die Frage, ob er nun Davis-Cup-Kapitän werde, sagte der 37-Jährige der „Bild“-Zeitung: „Die Frage stellt sich erst, wenn es Patrik Kühnen nicht mehr macht. Grundsätzlich ist das ein toller Job. Ich kann mir in Zukunft vorstellen, den mal irgendwann zu machen.“
Als Baustelle im gebeutelten Verband gilt auch die Nachwuchsarbeit, die eigentlich mit einem gestärkten und hauptamtlich agierenden Bundestrainer Kühnen optimiert werden sollte - analog zum Aufgabenfeld der Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner. Deren Vertrag wurde gerade um drei Jahre verlängert. Im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ kritisierte Steeb die Arbeit mit Talenten in deutschen Vereinen.
Diese sollten verstärkt Kinder aus Einwandererfamilien für sich gewinnen, um die Nachwuchsprobleme vor allem bei den Männern zu lösen. „Solche Kinder führt das Leben normalerweise nicht in einen Tennisclub. Die Barrieren sind zu hoch“, sagte Steeb und verwies auf die Entwicklung im Fußball. „Wenn man heute die Nationalmannschaft sieht mit all den Özils und Podolskis, dann sind wir im Tennis weit davon entfernt. Aber unser Ziel muss es sein, auch dort hinzukommen.“