Williams trotz Schwächeanfalls vor 20. Grand-Slam-Titel

Paris (dpa) - Ohne Drama geht es nicht! Serena Williams ist immer für ein spektakuläres Schauspiel gut.

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Im Halbfinale der French Open kollabierte die Weltranglisten-Erste am Donnerstag im Duell mit Timea Bacsinszky aus der Schweiz nahezu, nur um am Ende zehn Spiele in Serie zu gewinnen und doch noch ins Endspiel von Paris einzuziehen. Die Tschechin Lucie Safarova wird sie an diesem Samstag im Finale herausfordern.

„Cinéma Williams“, titelte die französische Sportzeitung „L'Équipe“ am Freitag über den bizarren Auftritt der Amerikanerin, die sich seit Tagen mit einer starken Erkältung herumplagt. Gegen Bacsinszky saß sie während der Spielpausen fast apathisch auf dem Stuhl, kühlte ihre Stirn immer wieder mit einem Handtuch voller Eisbeutel. Das Interview auf dem Platz brach sie bereits nach kurzer Zeit wegen eines heftigen Hustenanfalls ab, die obligatorische Pressekonferenz wurde komplett gestrichen.

Auch am Freitag blieb der für sie reservierte Court 15 leer, an Training war nicht zu denken. „Ich brauche einfach Zeit, um mich besser zu fühlen, aber es ist klar, dass ich die nicht habe“, ließ Williams in einem von den Organisatoren verbreiteten Statement mitteilen. „Aber es hilft mir, dass ich hier in meinem Appartement sein kann und meine Freunde und Familie um mich habe.“

Der Auftritt gegen Bacsinszky erinnerte ein bisschen an die dubiose Vorstellung in Wimbledon vor einem Jahr, als sie im Doppel wie von Sinnen über den Platz stolperte und nicht einmal mehr in der Lage war, den Ball vor dem Aufschlag auf den Boden zu tippen. 2010 machte die jüngere der beiden Williams-Schwester damit Schlagzeilen, dass sie angeblich in einem Münchner Restaurant in eine Glasscherbe getreten war. Die Folge: Fast ein Jahr Pause inklusive Operation wegen eines Blutgerinnsels in der Lunge.

Doch trotz aller Dramen und Diva-Auftritte: Serena Williams ist und bleibt die beste Tennisspielerin der Welt. In Paris greift sie am Samstag nach ihrem 20. Grand-Slam-Titel, Deutschlands Tennis-Legende Steffi Graf wäre dann nur noch zwei Triumphe bei einem der vier großen Major-Events entfernt. Kaum einer zweifelt daran, dass die Amerikanerin dieses Ziel aller bizarrer Auftritte zum Trotz noch erreichen wird, ehe sie ihre Karriere irgendwann beendet.

„Das ist der Unterschied zwischen den Champions und den Anderen“, sagte ihr Trainer Patrick Mouratoglou der „New York Times“ nach dem Finaleinzug. „Es gibt keine rationale Erklärung dafür. Sie hat diese Gabe in sich, dass sie, wenn sie in Gefahr gerät, reagiert, und die Reaktion ist dann solch eine starke, dass die Gegnerin auf der anderen Seite normalerweise keine Chance mehr hat, sich zu wehren.“

Dass das nun gerade der Tschechin Safarova bei ihrer Premiere in einem Grand-Slam-Finale gelingt, erscheint höchst unwahrscheinlich. Doch die 28-Jährige ist definitiv nicht zu unterschätzen. Auf dem Weg ins Endspiel hat die Fed-Cup-Gewinnerin von 2014 unter anderem die Weltranglisten-Zweite Maria Scharapowa aus Russland und im Halbfinale die in Paris zuvor stark auftrumpfende Ana Ivanovic ausgeschaltet.

Auch Sabine Lisicki fiel ihr in der dritten Runde zum Opfer. Und das alles ohne Satzverlust. „Ich bin nun schon eine ganze Weile auf der Tour. Es ist mein zwölftes Jahr. Von daher genießt du so etwas ganz besonders“, sagte Safarova vor dem Duell mit der Drama-Queen aus den USA.

Am Freitag erreichte sie zusammen mit der Amerikanerin Bethanie Mattek-Sands auch das Doppel-Finale. Damit kann sie in Paris als erste Spielerin seit der Französin Mary Pierce vor 15 Jahren sogar das Double gewinnen.