Williams wieder Wimbledon-Queen - 21. Grand-Slam-Titel
London (dpa) - Mit der glänzenden Venus Rosewater Dish in der Hand sprach die neue Wimbledon-Königin Serena Williams endlich das bislang verbotene S-Wort aus.
„Ich kann es nicht glauben, dass ich den Serena-Slam geschafft habe. Es fühlt sich so gut an“, sagte die 33 Jahre alte Amerikanerin nach ihrem nie gefährdeten 6:4, 6:4-Erfolg im Endspiel gegen die Spanierin Garbiñe Muguruza.
13 Jahre nach ihrem ersten Triumph beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt trug sich Williams zum sechsten Mal nach 2002, 2003, 2009, 2010 und 2012 in die Siegerinnenliste ein. Sie hat in ihrer einzigartigen Karriere jetzt 21 Trophäen bei den vier wichtigsten Turnieren erbeutet und sich zugleich zur ältesten Grand-Slam-Gewinnerin in der Geschichte des Profitennis gekrönt.
„Ich liebe Euch alle“, rief die extrovertierte Athletin aus Palm Beach Gardens im US-Bundesstaat Florida den Zuschauern auf dem Centre Court zu, als sie um 15.42 Uhr Ortszeit die Silberschale mit Goldverzierungen in Empfang genommen hatte. Bis zu diesem Moment hatte sich Williams verbeten, über den Serena-Slam oder den Steffi-Graf-Rekord zu sprechen und Fragen danach abgebügelt.
Jetzt aber hält sie nach ihren Erfolgen bei den US Open 2014 sowie in diesem Jahr bei den Australian Open, den French Open und in Wimbledon alle vier großen Titel zur gleichen Zeit, was ihr selbst 2002/2003 schon einmal gelungen war. Zum Grand-Slam-Rekord von Steffi Graf fehlt ihr jetzt nur noch ein Turniersieg bei einem Major. Zudem könnte Williams mit einem Erfolg in New York in diesem Jahr den echten Grand Slam komplettieren - als erste Spielerin seit Graf 1988.
Als sich die neue Queen von Wimbledon nach der Siegerehrung auf dem Centre Court später nochmals auf der Terrasse des All England Lawn And Tennis Clubs zeigte, hüpfte sie noch einmal freudetrunken auf und ab wie ein Schulmädchen und reckte die Schale stolz in die Höhe.
Für ihre unterlegene Finalgegnerin fand Williams tröstende und aufmunternde Worte. „Sei nicht traurig, du wirst diese Trophäe sehr bald auch in der Hand halten“, sagte die jüngere der beiden Williams-Schwestern. Tatsächlich hat sich die 21 Jahre junge Muguruza mit ihrem märchenhaften Lauf nicht nur bis in ihr erstes Grand-Slam-Finale vorgespielt. In der neuen Weltrangliste wird sie auch als Nummer neun erstmals in ihrer vielversprechenden Karriere in die Top Ten vorstoßen. „Ich kann kaum sprechen“, sagte Muguruza, während ihr Tränen über die Wangen kullerten. „Aber ich bin stolz und glücklich, vor diesem Publikum gespielt zu haben.“
Muguruza hatte auf dem Weg ins Finale unter anderem Deutschlands Nummer eins Angelique Kerber, die ehemalige Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki und die frühere Wimbledon-Finalistin Agnieszka Radwanska bezwungen. Auch gegen Williams startete Muguruza ohne Furcht und nahm ihrer Gegnerin gleich das erste Aufschlagsspiel ab.
Doch die Top-Favoritin ließ sich von einem 0:2- und 2:4-Rückstand nicht verunsichern und entschied nach 44 Minuten den ersten Satz für sich. Im zweiten Durchgang startete Williams furios und ging mit 5:1 in Führung. Muguruza schaffte Breaks zum 5:2 und 5:4, doch eine Wende gegen die schier übermenschlich wirkende Williams gelang ihr nicht.