WADA-Generaldirektor: Vier-Jahres-Sperre ist angemessen
Johannesburg (dpa) - In Johannesburg wird ein neuer Welt-Anti-Doping-Code verabschiedet und ein neuer Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) gewählt.
Die WADA nimmt die Herausforderungen der Zukunft mit einem neuen „Grundgesetz“ und unter der voraussichtlichen Führung von Sir Craig Reedie in Angriff. „Die Regeln sind besser geworden und deshalb erwarte ich, dass der Kampf gegen Doping in der Praxis besser wird“, sagte WADA-Generaldirektor David Howman in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.
Die Welt-Anti-Doping-Konferenz in Johannesburg beginnt an diesem Dienstag. Vor zehn Jahren wurde die erste Konferenz dieser Art in Kopenhagen veranstaltet und der erste WADA-Code verabschiedet. Was wurde seitdem im weltweiten Kampf gegen Doping erreicht?
Howman:Es ist seit Kopenhagen eine Menge erreicht worden, allen voran, dass sich die Welt auf einen Anti-Doping-Code geeinigt hat. Seit Kopenhagen haben zudem 176 Länder die UNESCO-Konvention gegen Doping unterzeichnet. Dies ist ein großartiges Zeichen. Außerdem gibt es große Fortschritte in der Wissenschaft bei den Nachweisverfahren von verbotenen Mitteln und bei den Standards für die Doping-Analyselaboratorien. Es gibt aber immer wieder Herausforderungen, bei Gerichtsverhandlungen oder Anhörungen in Doping-Fällen. Die Anti-Doping-Regeln haben diesen Herausforderungen Stand gehalten, weil der WADA-Code angepasst werden konnte.
Ist der WADA-Code in den zehn Jahren seines Bestehens eine Art Grundgesetz des Anti-Doping-Kampfes geworden?
Howman:Der WADA-Code ist als ein sehr hilfreiches Dokument anerkannt.
Ein wesentlicher Bestandteil des neuen WADA-Codes ist die Erhöhung der Sperre für ernsthafte Doping-Vergehen wie den Anabolika- oder EPO-Missbrauch von zwei auf vier Jahre. Wird damit die Abschreckung für Doper erhöht?
Howman:Wir haben das mit vielen Leuten diskutiert. Die Mehrheit war für die vierjährige Sperre, und die Interessengruppen in der WADA wollten diese härtere Strafe. Wir haben dies zudem von einer unabhängigen Rechtskommission unter der Leitung von Jean-Paul Costa, dem ehemaligen Präsidenten des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte, prüfen lassen. Und er hält die Erhöhung der Sperre für ernsthafte Erstvergehen für angemessen.
In Deutschland gab es den Fall der Sprinterin Katrin Krabbe. Ihre damalige dreijährige Sperre wurde von einem Gericht für unzulässig erklärt und ihr eine hohe Entschädigung zugesprochen. Haben Sie nicht Angst, dass sich dies wiederholen könnte?
Howman:Ich glaube das nicht. Es könnte aber Athleten geben, die dagegen vorgehen werden. In solch einer Situation müssen wir sicherstellen, dass das Gericht die richtigen Informationen vor einer Entscheidung erhält. Wir haben Argumente für eine richtige Antwort.
Glauben Sie, dass durch die Einführung der vierjährigen Sperre zukünftig weniger Athleten dopen werden?
Howman:Nimmt man das Element der Abschreckung, dann kann man sicher nicht sagen, dass Mörder sich von hohen Strafen vom Morden abhalten lassen. Dennoch muss man einen Weg finden, Doper für längere Zeit vom Wettbewerb fernzuhalten.
Die WADA hat darüber nachgedacht, die B-Probe abzuschaffen. Warum wurde davon nun abgesehen?
Howman:Es war eine Option, aber sie wurde verworfen. Mehrheitlich besteht die Ansicht, dass ein Athlet das Recht auf eine B-Probe haben muss. Das Recht der Athleten darauf ist stärker zu bewerten als die Aussicht, dadurch Geld zu sparen.
Der WADA-Code soll am 1. Januar 2015 in Kraft treten. Hoffen Sie, dass dadurch der Anti-Doping-Kampf wesentlich gestärkt wird?
Howman:Die Regeln sind besser und deshalb erwarte ich auch, dass der Anti-Doping-Kampf in der Praxis besser wird.
Nach Richard Pound und John Fahey soll nun der Schotte Craig Reedie neuer WADA-Präsident werden. Beginnt eine neue Ära?
Howman:Wenn man einen neuen Präsidenten bekommt, erwartet man neue Ideen. Ich denke aber nicht, dass es radikale Änderungen geben wird. Schließlich ist Craig Reedie seit der Gründung der Welt-Anti-Doping-Agentur im WADA-Board. Ich denke, er ist bereit für den Job.