Was sich in der DEL ändern wird

Seit 2006 gibt es in der Deutschen Eishockey Liga keinen Auf- und Abstieg mehr. Das soll sich spätestens zur Saison 2020/2021 ändern.

Foto: Häfner

Düsseldorf. Es kommt nicht häufig vor, dass Entscheidungen der Deutschen Eishockey Liga für Begeisterung sorgen. Meist wird gemeckert und geflucht, da wird auch mal ein Rücktritt gefordert. Diese Woche haben Liga-Boss Gernot Tripcke und Kollegen aber einen regelrechtren Lauf. Erst wurde wohlwollend registriert, dass in der ab September beginnenden Saison sieben statt drei Profi-Schiedsrichter pfeifen. Am Freitag folgte die Nachricht, auf die die Szene seit Jahren wartet: In der Saison 2020/2021 gibt es wieder einen Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL2.

Die Worte der Beteiligten waren erwartbar groß. „Gewinner dieser Vereinbarung ist der Eishockeysport in Deutschland“, sagte Peter Merten, Aufsichtsratsvorsitzender der 2. Liga. Jürgen Arnold, der dieselbe Aufgabe bei der DEL inne hat, sprach von einem „wichtigen Impuls für unseren Sport“. Und Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, beschrieb sich selbst mit „überglücklich“.

Da stellt sich die Frage, warum es so lange gedauert hat, wenn doch angeblich alle dasselbe wollen? Schließlich hatten die Zweitligisten zuletzt 2005/2006 die Chance, sportlich aufzusteigen. Seitdem ist die DEL nach nordamerikanischem Vorbild eine geschlossene Gesellschaft. Da konnte man auch zwei Mal Letzter werden — Düsseldorf 2012 und 2013, Krefeld 2017 und 2018 — man blieb erstklassig.

In Nordamerika funktioniert das, dort gibt es den Draft: Die schwächsten Teams der Vorsaison haben Anrecht auf die Toptalente, die neu in die Liga kommen. In der DEL gilt: Wer schlecht und arm ist, bleibt meist schlecht und arm. Die fehlende Dramatik des Überlebenskampfs zementiert die Zustände. Manch ein Club, der früh raus ist im Kampf um die Play-off-Plätze, gibt bereits vor dem Ende der Hauptrunde seine besten Leute ab. Und bedeutungslose Spiele kaum konkurrenzfähiger Teams locken naturgemäß noch weniger Zuschauer an. Die ohnehin kargen Einnahmen der Kellerkinder sinken weiter, während der Rest in den Play-offs Geld verdient. Von den fehlenden Perspektiven für DEL 2-Clubs ganz zu schweigen.

Die Fans protestieren seit Jahren gegen die geschlossene Liga, auch Spieler und Funktionäre mögen sie nicht. „Auf- und Abstieg gehören zur deutschen Sportkultur“, fasst DEB-Präsident Reindl zusammen.

Dass es trotzdem immer Gegner der Wiedereinführung gab, liegt an ihren Gefahren. Das gilt nicht nur für die Zweitligisten, die sich für den Traum von der DEL finanziell übernehmen — die Eishockey-Geschichte ist ja gespickt von zwielichtigen Typen mit großen Worten, aber eher kleinen Konten. Noch gefährlicher ist Abstieg für Erstligisten. Wer runter muss, kommt selten zurück. Von den 15 Teams, die die DEL von 1994 bis 2006 verließen, sind heute nur drei erstklassig: Wolfsburg, Düsseldorf und Schwenningen. Der Rest dümpelt in unteren Ligen herum oder ist ganz verschwunden.

Entsprechend groß ist die Angst bei den finanziell kleineren DEL-Clubs, die hinter den Kulissen stets gegen die Wiederöffnung ihrer Liga arbeiteten. Offiziell gab es seit Jahren Pläne, interessierte Zweitligisten mussten finanzielle Sicherheiten und eine passende Halle nachweisen. Doch immer wieder fanden Juristen Unstimmigkeiten. Mal erfüllte ein Bewerber die Voraussetzungen nicht, mal war ein Formular falsch. Stets wurde der ganze Plan verworfen. Als jüngst der dritte Anlauf zu scheitern drohte, weil an einem Zweitliga-Standort ein paar VIP-Plätze gefehlt haben sollen, rechnete kaum noch jemand mit der Rückkehr zu Auf- und Abstieg. Doch seit gestern ist die wieder realistisch, obwohl nach Informationen dieser Zeitung nicht alle DEL-Teams dafür sind. Allzu fröhlich sollte trotzdem niemand sein. Noch ist das Papier zwischen DEL und DEL 2 nicht unterschrieben. Nicht, dass es bald wieder Nachrichten gibt, die das Publikum meckern lassen.