Wie verkraftet Schalke den Weggang von Neuer?
Der Torhüter war eine Identifikationsfigur, Julian Draxler soll das neue Gesicht des Klubs werden.
Gelsenkirchen. Der unvergesslichste Moment: Für manche Spieler dürfte es die Entlassung von Trainer Magath am 16. März 2011 sein. Den Skeptikern unter den Fans wird der (abgebrochene) 2:0-Rückrunden-Auswärtssieg am 1. April 2011 beim FC St. Pauli besonders nachhaltig in Erinnerung bleiben, weil dadurch die letzten Abstiegssorgen verbannt wurden. Aber die meisten Schalker Freunde feiern lieber Erfolge und denken daher an den 21. Mai 2011 und das 5:0 im Berliner DFB-Pokalfinale gegen den MSV Duisburg zurück.
„Einmal Schalker, immer Schalker.“ So bezeichnet Jungspund Julian Draxler das, was ihn und seine vor ihm liegende Karriere betrifft.
Ralf Rangnick ist zum zweiten Mal auf Schalke und nach wie vor sehr beliebt. Seine sportliche Kompetenz wird nicht angezweifelt, seine menschliche Art geschätzt. Bei Fans wie bei Spielern. Aber auch Rangnick wird an Ergebnissen gemessen. Das Selbstverständnis der Schalker ist längst so, dass man sich in der Bundesliga-Hierarchie ganz weit vorne ansiedelt und für die europäische Bühne ein Dauer-Abonnement lösen möchte. Da ist der Trainer gefordert.
In Gelsenkirchen hat man einem Ralf Fährmann als Reserve-Torhüter immer Talent bescheinigt. Aber ob der 22-Jährige die Qualität besitzt, einen Manuel Neuer wenigstens halbwegs adäquat zu ersetzen, bleibt die große Unbekannte. Fährmann ist noch nicht umstritten, in jedem Fall steht er unter starker Beobachtung.
Diese Position hat Rangnick nicht vergeben. Beim Amtsantritt machte er keinen Hehl aus der Tatsache, dass er von Raúl sehr viel hält und bezeichnete Farfan als sportliche Waffe, aber auch vielen anderen bekundete er seinen großen Respekt. Einen offenkundigen Liebling hat er aber nicht.
Was ist auf Schalke nicht skurril? Die Emotion jedenfalls wird auf Schalke nie verschwinden. Daher können Fans und Beobachter davon ausgehen, dass so manche Slapstick-Einlage — auf welcher Ebene auch immer — auch dieses Jahr zu erwarten ist.
Fährmann - Uchida, Höwedes, Metzelder, Fuchs - Farfan, Kluge (Matip), Jurado (Draxler), Holtby - Raúl, Huntelaar
Von den Stammspielern muss Rangnick nur Torhüter Neuer ersetzen. Der Trainer bemüht sich in jedem Fall um einen weiteren Stürmer (Cissé), aber noch sind die aufgerufenen Ablösen für die Schalker zu hoch.
Die chronische Heimschwäche, die die Schalker in der vergangenen Saison „auszeichnete“, muss dringend abgelegt werden. Die Arena sollte wieder zur Festung werden.
Dem Meistertitel werden die Schalker ein weiteres Jahr hinterherlaufen. Auch die Champions-League-Plätze dürften an das Trio der vergangenen Saison vergeben bleiben. Also erneut Europa- League, dieses Mal als Bundesliga-Fünfter.