Beckert enttäuscht: „Die Ansprüche sind gewachsen“
Calgary (dpa) - Den angepeilten Rekord haarscharf verpasst, das Podest knapp verfehlt: Patrick Beckert war nach dem schnellsten Rennen seiner Karriere keineswegs glücklich.
Auf dem Olympic Oval von Calgary hatte der Erfurter Eisschnellläufer am Freitag in 6:13,14 Minuten einen sehr guten, absolut gleichmäßigen Lauf hingelegt, bei dem er sich auf den letzten Runden noch steigerte.
„Eigentlich müsste ich zufrieden sein, schließlich bin ich viel schneller als in den Jahren zuvor. Aber ich bin nicht zufrieden. Ich wollte den Rekord und ich wollte auf das Podest“, sagte der Thüringer zurückhaltend, nachdem er seine persönliche Bestzeit um 3,44 Sekunden unterboten hatte. Doch die zwei Jahre alte deutsche Bestmarke des Inzellers Moritz Geisreiter hatte er um elf Hundertstel-Sekunden verpasst. Zu einem Podestplatz fehlten ihm 0,42 Sekunden.
„Ich bin ganz nah dran an der Spitze. Aber meine eigenen Ansprüche sind gewachsen“, ergänzte der deutsche Hoffnungsträger. Das Auftaktrennen hatte Olympiasieger Sven Kramer in 6:08,61 Minuten gewonnen. Und Beckerts Vorstellungen gehen dahin, in naher Zukunft auch einmal den Rekord-Weltmeister aus den Niederlanden zu bezwingen.
Daher wechselte er vor dieser Saison in die Profimannschaft Team4Gold nach Heerenveen, in der die viermalige Olympiasiegerin Ireen Wüst die bekannteste Läuferin ist. Beckert macht aus seiner Ansicht keinen Hehl, dass er mit den antiquierten Trainingsmethoden in Deutschland, die allein auf Ausdauer und weniger auf Technik setzen, nicht mehr mit der Weltspitze mithalten könne. Für den Wechsel opferte er sogar den Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr.
Erst nach seinem 5000-Meter-Rennen hörte Patrick Beckert von den Terror-Ereignissen in Paris. „Eigentlich wollte ich etwas über meinen 5-Kilometer-Lauf sagen, aber dann hörte ich von den schrecklichen Geschehnissen in Paris. In diesem Moment wird einem wieder bewusst, dass Sport nicht das Wichtigste ist. Meine Gedanken sind in Paris...“, schrieb er später bei Facebook.
Die überwiegende Zeit sieht man Beckert derzeit in Vorbereitung auf die Weltcups im Orange-Trikot seines Privatteams, erst zum Wettkampf streift er das deutsche Auswahldress über. An der Bande stehen als Trainer-Gespann Rutger Tijssen von Team4Gold und der deutsche Chefcoach Helge Jasch.
Das Trainingssystem in Deutschland stagniere seit zehn, 15 Jahren, beklagte Beckert. „Alle trainieren dasselbe. Aber das funktioniert so nicht“, kritisierte Beckert. Mit seiner Entwicklung im niederländischen Privatteam ist er sehr zufrieden, auch wenn er weiß, dass er finanziell zumindest im ersten Jahr keineswegs besser dasteht als bei der Bundeswehr. Er spricht sogar von „Einschnitten“.
Noch immer sind Ireen Wüst und die Verantwortlichen ihres Teams auf der Suche nach Sponsoren, weil auch im Mutterland des Eisschnelllaufs das Geld nicht mehr so fließt wie in der Vergangenheit. „Ich habe die Chance bekommen, in der besten Eisschnelllauf-Nation zu lernen. Diese wollte ich nutzen“, meinte Beckert, der alles einem großen Ziel unterordnet: einer Olympia-Medaille 2018 in Pyeongchang.