Deutsche Skijäger: Medaillenlos, aber optimistisch

Ruhpolding (dpa) - Nimmt man die nackten Zahlen, ist die Bilanz bisher ernüchternd. Drei Rennen, keine Einzelmedaille - die deutschen Biathleten hinken bei der Heim-WM den Erwartungen hinterher.

Mit insgesamt fünf Saisonsiegen durch Andreas Birnbacher und Arnd Peiffer angereist, konnten die heimischen Skijäger ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt bisher nicht punkten. Doch von Krise redet keiner. Wenngleich allen klar ist, dass die Gesamtbilanz der WM-Gastgeber bisher allein durch Magdalena Neuner aufgewertet wurde.

„Eine Krise bei den Männern? Nein. Das hätten wir sagen können, wenn wir jenseits der Topplätze gelandet wären. Dann könnte man es nicht schön reden. Aber wir sind in der Weltspitze dabei, die Mannschaftsleistung macht mir große Hoffnung, weil das Team gezeigt hat, dass es schieß- und lauftechnisch vorne mitmischt“, analysierte Verbandspräsident Alfons Hörmann nach dem Einzelrennen über 20 Kilometer.

Nur Zentimeter hatten über Triumph und Niederlage entschieden. Sowohl Andreas Birnbacher als auch Arnd Peiffer und Michael Greis waren dem Titel im Biathlon-Klassiker zum Greifen nahe. Beim letzten Schießen gab das Trio Edelmetall jedoch aus der Hand. Nicht nur die 26 000 Fans in der ChiemgauArena stöhnten laut auf, auch die Athleten waren lange ungläubig. „Wenn man weiß, dass es um Gold geht, ist man vielleicht ein bisschen zu konzentriert, will in dem Moment zu viel“, meinte Peiffer, der sich im Ziel zusammen mit seinen Kollegen aber postwendend Mut zusprach.

Fast gebetsmühlenartig wird von Offiziellen und Sportlern immer wieder der eine Satz bemüht: „Das Männerfeld ist so schwer wie lange nicht, die Leistungsdichte enorm“. Der dreimalige Olympiasieger Greis wird sogar noch deutlicher. „Bei uns ist es viel schwieriger, eine Medaille zu gewinnen. Die holt man nicht mal so im Vorbeigehen, wie bei der Lena, wo es immer um Gold geht“, erklärte der Allgäuer.

Fakt ist: Bei den Damen machten in diesem Winter Magdalena Neuner, Darja Domratschewa, Kaisa Mäkäräinen, Tora Berger und Olga Saizewa 81 Prozent der Podestplätze unter sich aus. Insgesamt schafften 13 Athletinnen bisher den Sprung auf das Treppchen. Bei den Herren finden sich 21 verschiedene Namen in den Ergebnislisten der besten Drei wieder, Martin Fourcade und Emil Hegle Svendsen ragen mit elf bzw. zehn Podestplätzen heraus. Birnbacher kommt auf drei Siege und einen zweiten Platz, Peiffer auf zwei Erfolge und zwei zweite Ränge.

Wenn nun angesichts der fehlenden WM-Plaketten bei den Herren eine Krise herauf beschworen würde, zeige das, „dass manche Leute halt keine Ahnung haben“, sagte der entthronte Sprint-Weltmeister Peiffer: „Wenn Andreas mit nicht mal einer Sekunde an einer Medaille scheitert, kann man nicht sagen 'Ja die Männer wieder'.“ Birnbacher fehlten 0,8 Sekunden auf Bronze, Peiffer und Greis hätten bei einem Fehlschuss weniger ebenfalls Gold holen können.

Die ersten Zwölf des Einzels hatten weniger als eine Minute - was einem Fehlschuss entspricht - Rückstand auf den Sieger Jakov Fak. Selbst die erfolgsverwöhnten Norweger mussten sich bisher hintenanstellen: Außer Sprint-Silber durch Svendsen gingen die Dominatoren des vergangenen Jahres bisher leer aus.

Mit dem Wissen, zur Weltspitze zu gehören, wollen die deutschen Biathleten nun in der Staffel am Freitag und im abschließenden Massenstart am Sonntag endlich die ersehnte Medaille einfahren. „Wir haben gezeigt, wie stark wir sind. Wir werden wieder angreifen und uns dann hoffentlich endlich belohnen“, versprach Birnbacher.