Gössner vor Rückkehr: Eigentlich immer Schmerzen
Östersund (dpa) - Für ihren Olympia-Traum beißt Miriam Gössner auf die Zähne. „Die Schmerzen sind ja noch immer da. Eigentlich immer. Aber ich habe inzwischen gelernt, damit umzugehen“, sagt eine der größten Medaillen-Hoffnungen der Biathleten für die Winterspiele im Februar in Sotschi.
Gut sieben Monate nach ihrem Fahrradunfall mit dreifachem Wirbelbruch steht die 23 Jahre alte Skijägerin in diesen Tagen vor dem Comeback. Vor den ersten Einzel-Rennen vom Mittwoch bis Sonntag beim Weltcup in Östersund weiß Gössner „aber auch, dass es nach wie vor ein langer Weg ist und es sicher in den kommenden Wochen nicht immer nur bergauf gehen wird“. Ob die zweimalige Staffel-Weltmeisterin schon am Mittwoch beim Klassiker über die 15 Kilometer am Start sein wird, ist noch offen.
„Das werden wir kurzfristig vor Ort entscheiden. Beim Sprint und im Verfolger sollte sie aber aller Voraussicht nach dann mit dabei sein“, meinte Chefbundestrainer Uwe Müssiggang. „Wunderdinge werden wir ganz sicher keine erwarten. Es ist eh schon ein kleines Wunder, wie sie sich seit ihrem schweren Unfall zurückgekämpft hat.“
Gössner will langsam wieder in den Wettkampfrhythmus kommen und den Körper an die harte Rennbelastung gewöhnen. „Klar wäre es schön, wenn es schon wieder für eine vernünftige Platzierung reichen würde. Mein Ziel ist aber, dass ich dann ab Januar wieder aus eigener Kraft in der Lage bin, vorne anzugreifen. Darauf“, sagt sie, „habe ich seit dem Unfall den ganzen Sommer und Herbst über hintrainiert.“
Am Schießstand war sie erstmals wieder im August. Zweieinhalb Wochen hat sie bei Björndalen-Coach Joar Himle trainiert. „Es ist ja wohl bekannt, dass ich nicht die beste und stabilste Schützin bin, das alleine ist schon Anlass genug, dass ich da hoch gehe.“ In Norwegen, der Heimat ihrer Mutter, habe alles „wirklich super funktioniert“, erzählte sie. Das will sie nun im Weltcup beweisen.
Und Gössner ist frisch verliebt. In der Reha hat es gefunkt, das hat der ebenfalls verletzt gewesene Skirennfahrer Felix Neureuther erst vor wenigen Tagen verraten und die Beziehung zu Gössner öffentlich gemacht. Nun will sich das neue Traumpaar des deutschen Sports erst einmal auf den Job konzentrieren. „Ich freue mich wahnsinnig und bin einfach nur froh, dass es zuletzt im Training und beim Testwettkampf schon wieder so gut lief“, sagte Gössner.
Beim Doppel-Sieg ihrer Teamkollegin Andrea Henkel bei der Generalprobe vor eineinhalb Wochen im norwegischen Sjusjoen wurde die Gewinnerin dreier Weltcup-Rennen mit der achten Laufzeit und zwei Schießfehlern immerhin Neunte im Sprint. Von Woche zu Woche wird nun entschieden, bei welchen Rennen sie dabei sein wird, „und wann es unter Umständen Sinn macht“, so sagt sie, „dem Körper etwas Ruhe zu gönnen oder noch einmal einen Trainingsblock einzuschieben“.
Die anderen fünf deutschen Skijägerinnen dagegen sind fit. Die achtmalige Weltmeisterin Andrea Henkel steht vor ihrer Abschiedssaison - ihr ist alles zuzutrauen. Langlauf-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle will beweisen, dass sie mit ihrem Umstieg eine richtige Entscheidung getroffen hat. Und auch Franziska Hildebrand will sich weiter verbessern.
Doch vor allem Franziska Preuß (19) und Laura Dahlmeier (20) dürften für frischen Wind im deutschen Team sorgen. „Sie sind ihrer Altersklasse weit voraus, sonst würden sie nicht im Weltcup dabei sein“, sagt Damen-Bundestrainer Ricco Groß, der genau wie Müssiggang den schwachen Weltcup-Auftakt mit Platz sieben in der Mixed-Staffel am Sonntag abgehakt hat.
Vor den ersten sechs Einzel-Rennen der Olympia-Saison stellte Müssiggang fest: „So viele Fehler am Schießstand sollten uns bei den ersten Einzelrennen hoffentlich nicht mehr passieren. Dann bin ich auch zuversichtlich, dass wir mit guten Ergebnissen in den Weltcup-Winter starten können.“