Lesser/Hildebrand - Mit Harakiri-Schießen aufs Podest
Gelsenkirchen (dpa) - 7,7 Sekunden fehlten Erik Lesser und Franziska Hildebrand zum Sieg beim Biathlon-Spektakel auf Schalke, doch mit dem deutschen Duo soll in diesem Winter noch zu rechnen sein.
„Das hat richtig Spaß gemacht, jetzt freue ich mich umso mehr auf die nächsten Weltcups in Deutschland“, sagte Lesser. Gemeinsam mit seiner Mixed-Partnerin Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld) hatte der Biathlet aus Frankenhain bei der 13. Auflage der World Team Challenge in Gelsenkirchen den zweiten Platz geholt und anschließend die Ovationen des Publikums sichtlich genossen. „Das war richtig geil“, ergänzte Lesser.
Der Sieg ging an das ukrainische Duo Walentina Semerenko und Sergej Semenow, mit dem Hildebrand und Lesser lange auf Augenhöhe waren. Ein Fehler im letzten Schießen brachte Lesser aber den entscheidenden Nachteil. „Ich wollte den Zuschauern auch eine Show bieten und habe sehr schnell geschossen“, erklärte Lesser, der bei den Schüssen ein hohes Risiko eingegangen war und zumindest mit dem zweiten Platz belohnt wurde. „So ein Harakiri-Schießen mache ich im Weltcup nicht. Da sind die Strafrunden länger als auf Schalke und gehen richtig in die Beine“, sagte der Silbermedaillen-Gewinner von Olympia 2014 in Sotschi.
41 300 Zuschauer hatten in der Arena des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 wieder für Volksfeststimmung gesorgt und erneut unter Beweis gestellt, dass Biathlon mitten im Ruhrpott immer noch funktioniert. Zwar blieben weitere Programmpunkte wie eine „Schneeballschlacht-WM“ weitgehend unbeachtet, doch beim Top-Event der Veranstaltung am Samstag herrschte eine ausgelassene Stimmung. Am Abend wurde der insgesamt 555 555. Gast der seit 2002 durchgeführten Biathlon-Show ermittelt. „Wenn du durch den Tunnel in die Arena fährst, sorgt die gigantische Kulisse für pure Gänsehaut“, erzählte Hildebrand.
„Die Atmosphäre war wieder der Wahnsinn. Biathlon kommt beim Publikum an“, meinte Magdalena Neuner. Zwei Jahre nach ihrem Abschiedsrennen hatte die 27 Jahre alte ehemalige Spitzen-Biathletin an der Seite von Chef-Organisator Herbert Fritzenwenger ihr Debüt als Co-Moderatorin gegeben.
Weltcup-Punkte wurden bei der mit 156 000 Euro dotierten Show nicht vergeben. Dafür konnten sich die Athleten perfekt auf künftige Aufgaben in Deutschland einstimmen. Bereits am 6. Januar startet der Weltcup in Oberhof, eine Woche später (13. bis 18. Januar) stehen die Wettbewerbe in Ruhpolding auf dem Programm. „Mit dem zweiten Platz auf Schalke bin ich zufrieden, so kann es weitergehen“, sagte Hildebrand. Im Gesamt-Weltcup liegt sie auf dem sechsten Platz und will noch zulegen. Das gilt auch für Lesser: „Ich bin 16. im Weltcup und möchte wieder in die Top 15. Höhere Ziele wären vorerst vermessen.“
Zumindest in Gelsenkirchen konnte Lesser dem Weltcup-Führenden Martin Fourcade die Grenzen aufzeigen. Der französische Doppel-Olympiasieger leistete sich zu viele Fehler und musste sich mit dem fünften Platz begnügen. Gut im Rennen lagen lange die Vorjahressieger Laura Dahlmeier (Partenkirchen) und Florian Graf (Eppenschlag). Vier Fehlversuche von Dahlmeier in ihrem abschließenden Schießen ließen das zweite deutsche Duo aber auf den sechsten Platz zurückfallen.