Nach Gold-Coup: Dahlmeier feiert mit Biathlon-König
Oslo (dpa) - Laura Dahlmeier ist in die Fußstapfen von Magdalena Neuner, Kati Wilhelm und Co. getreten und kann sich Biathlon-Einzelweltmeisterin nennen. Nach ihrem Gold-Lauf nahmen die Gratulationen gar kein Ende.
Sie konzentriert sich aber schon auf die nächsten Aufgaben.
Die Flut an Glückwunsch-SMS auf dem Handy schien gar nicht mehr aufzuhören. „Ich war ganz lange im Flugmodus. Erst nach der Dopingkontrolle habe ich es ganz kurz angemacht und habe zugeschaut, wie immer mehr Nachrichten reinkamen“, erzählte Dahlmeier nach ihrem Verfolgungs-Gold-Coup von Oslo. „Nach 110 oder 115 habe ich dann kurz gestoppt, habe mit meinen Eltern telefoniert, und jetzt bin ich wieder im Flugmodus.“
Nach dem Smalltalk mit Norwegens König Harald V. und ihrer schon zweiten Siegerehrung auf der Medal Plaza („Das war etwas ganz Besonderes“) ging es für Dahlmeier dann erst über Umwege zurück ins Mannschaftshotel. Denn die Norweger luden die 22-Jährige am Sonntagabend spontan zu ihrer Feier ein. „Das war total nett, ich habe da mit Ole Einar Bjørndalen und Tiril Eckhoff gequatscht, und wir haben angestoßen“, erzählte Dahlmeier, nachdem sie am Montagmorgen erstmal richtig ausgeschlafen hatte.
Auf die Norweger-Party folgte ein kleiner Umtrunk mit der gesamten deutschen Mannschaft. „Ich habe mich auch total gefreut, dass alle zur Siegerehrung gekommen sind“, meinte Deutschlands erste Einzel-Weltmeisterin seit Magdalena Neuner 2012. Und auch die Rekord-Weltmeisterin gratulierte: „Einfach großartig!!!! Besser geht nicht!“
Dahlmeier wird zugetraut, in die Fußstapfen Neuners zu treten und ähnlich erfolgreich zu werden. Das glaubt auch ihr Heimtrainer Bernhard Kröll, der im Bus auf der Heimreise von einer Junioren-Meisterschaft saß, als sein Schützling das perfekte Rennen hinlegte. „Wenn man Weltmeisterin wird, kann man auch Olympiasiegerin werden. Das ist die logische Konsequenz. Und sie kann auch den Gesamtweltcup holen, der für sie einen sehr hohen Stellenwert hat. Laura hat das Vermögen, das alles zu erreichen“, sagte Kröll.
Doch nach ihrem gleichermaßen abgezockten wie beeindruckenden Meisterstück in der Verfolgung freute sich Laura Dahlmeier, die zuvor schon Bronze im Sprint geholt hatte, erstmal auf die zwei Ruhetage. „Ich bin froh, dass heute kein Rennen ist und Zeit zum Durchschnaufen“, sagte sie am Montag, machte nur bisschen Gymnastik und ging danach auslaufen. Nachmittags wollte sie für ein, zwei Stunden in Norwegens Hauptstadt entspannen.
Am Mittwoch will Dahlmeier dann im schweren Einzel-Wettkampf (15.30 Uhr/ZDF und Eurosport) erneut nach Edelmetall greifen. Und auch im Massenstart gehört sie zu den Favoritinnen. „Ich freue mich auf die restlichen Rennen und werde sie mit viel Motivation angehen.“
Seelenmassage braucht derweil Simon Schempp. Deutschlands Nummer eins, als Medaillenkandidat nach Oslo gereist, enttäuschte bisher und könnte ein Déjà-vu erleben: Auch 2015 in Kontiolahti holte Schempp keine WM-Einzelmedaille, dafür aber Staffel-Gold. „Der Ruhetag tut mir definitiv gut. Hoffentlich kann ich mich ordentlich erholen. Dann kommen noch mal zwei Trainingstage zur Vorbereitung. Dann hoffe ich, dass ich wieder voll angreifen kann“, sagte der viermalige Saisonsieger mit Blick auf das Einzelrennen am Donnerstag.
Bundestrainer Mark Kirchner kann anders als sein Damen-Kollege Gerald Hönig kein wirklich positives Zwischenfazit ziehen. „Wir sind nicht hundertprozentig zufrieden, weil wir in jedem Wettkampf die Chance auf eine Medaille hatten“, meinte der 45-Jährige. Bei einem Weltcup wäre er mit der einen oder anderen Leistung sehr zufrieden gewesen: „Aber wie es nun mal ist, bei der WM zählt nur 1, 2 oder 3.“ Das Ziel, eine Einzelmedaille mitzunehmen, bleibt: „Zwei Chancen haben wir noch. Und die werden wir versuchen zu nutzen.“