Neue Saison, alter Sieger: Fourcade straft Kritiker
Östersund (dpa) - So erleichtert wie nach seinem 25. Sieg im Biathlon-Weltcup hat sich Martin Fourcade schon lange nicht mehr gegeben.
„Die letzten Tage waren sehr hart, mit der Kritik in der Presse“, gab der Franzose nach seiner fast unglaublichen Vorstellung am Donnerstag im 20-Kilometer-Einzel-Rennen beim Saison-Auftakt in Östersund unumwunden zu. Sein entspanntes Lächeln bei jenem Satz zeigte, wie sehr ihm das alles zugesetzt hatte.
Doch Fourcade war nach seinen ebenso unglaublichen Patzern am Sonntag in der Mixed-Staffel ruhiggeblieben, hatte sich ganz auf seinen Job konzentriert. Seine geschundene Sportler-Seele labte sich an dem Zuspruch, den der 25-Jährige auch reichlich bekam. „Meine Mannschaft, meine Familie und meine Fans standen hinter mir, und das war sehr wichtig für mich.“
Nun war der Weltcup-Gesamtsieger der vergangenen beiden Jahre „sehr stolz“. Und extrem glücklich darüber, dass er sich mit dem Jubiläums-Sieg bedanken konnte. Denn beim ersten Rennen im Olympia-Winter war Fourcade aufgetreten wie ein Amateur. Als Schlussläufer der französischen Staffel war er am vergangenen Sonntag mit einem Vorsprung von fast eineinhalb Minuten an den Schießstand gekommen, hatte im Stehendanschlag drei Scheiben nicht getroffen. Dann feuerte er aber nur zwei seiner drei Reservepatronen ab, wurde dafür bestraft und Frankreich auf Platz fünf zurückgestuft.
Vier Tage später im Einzel traf der fünfmalige Weltmeister mit Wut im Bauch alle 20 Scheiben. Mit traumwandlerischer Sicherheit, wie ein Roboter. „Ich habe über gar nichts nachgedacht“, sagte er später über seine gelungene Schießeinlage. Er gewann mit einem Vorsprung von über zwei Minuten vor den beiden Österreichern Simon Eder und Daniel Mesotitsch, die ihrem deutschen Trainer Remo Krug einen tollen Saison-Auftakt bescherten. Darauf hoffen auch die deutschen Biathleten nach ihren beiden Top-Ten-Plätzen durch Daniel Böhm und Erik Lesser im Einzel-Wettbewerb im ersten Saison-Sprint am Samstag.
Nach seiner Demonstration der neuen, alten Stärke meinte Fourcade in einem Nebensatz: „Ich denke, ich bin noch nicht in Bestform.“ Der als Hauptrivale geltende Norweger Emil Hegle Svendsen schoss vier Fahrkarten, war aber läuferisch durchaus ebenbürtig. „Mein Ziel ist es, bis Januar um das Gelbe Trikot zu kämpfen, um dann eine gute Olympia-Vorbereitung zu absolvieren“, sagte Fourcade. „Ich weiß, dass ich mit Druck umgehen kann, wenn ich in Sotschi starte.“