Zwei Rennen, zwei Chancen: Gössner kämpft um WM-Ticket
Oslo (dpa) - Aufgeben ist für Biathletin Miriam Gössner keine Option. Selbst wenn ihre Chancen auf das WM-Ticket fast aussichtslos erscheinen.
„Noch ist die Zuversicht da. Es sind noch zwei Rennen und der Zug ist noch nicht abgefahren“, sagte die 24-Jährige vor dem Start bei ihrem „Heim-Weltcup“ in Oslo. Die Garmischerin, deren Mutter Norwegerin ist, muss am legendären Holmenkollen aber über sich hinauswachsen, wenn sie die interne Norm für die Weltmeisterschaft vom 5. bis 15. März in Kontiolahti noch schaffen will.
Schaut man sich die bisherigen Ergebnisse Gössners an, käme eine Qualifikation einem kleinen Wunder gleich. Im Gesamtweltcup liegt die Bayerin auf Rang 62 (25 Punkte). Ihre mit Abstand beste Platzierung war Rang 24 im Sprint von Antholz. Für die WM-Norm muss sie entweder einmal unter die besten acht oder zweimal unter die Top 15 laufen. Angesichts ihrer Schwäche am Schießstand sind ihre Chancen am Donnerstag im schweren Klassiker über 15 Kilometer (10.30 Uhr/ARD und Eurosport) gering, denn für jeden Fehler gibt es eine Strafminute. Am Samstag steht der Sprint an.
Dass ihr Comeback so schwer wird, hatten Gössner und auch die Trainer wohl nicht erwartet. Aber nach ihrem schweren Radunfall im Frühjahr 2013, bei dem sie sich vier Rückenwirbel brach und nur knapp einer Querschnittslähmung entging, ist schon ihre Rückkehr eine starke Leistung. Zwar schien sie nach drei Siegen im zweitklassigen IBU-Cup im Januar einen großen Schritt nach vorne gemacht zu haben, doch der Leistungsunterschied zum Elitefeld war größer als gedacht.
„Mein Ansporn ist es, wieder nach ganz oben zu kommen“, sagte die dreimalige Weltcupsiegerin, die gesundheitsbedingt bereits auf die Olympischen Winterspiele in Sotschi hatte verzichten müssen.
Selbst wenn sie es nicht zur WM schaffen sollte, geht für die Freundin von Alpin-Star Felix Neureuther die Welt nicht unter. „Wenn ich nicht zur WM fahre, gebe ich nicht auf. Nächstes Jahr ist die WM in Oslo, das ist auch ein schönes Ziel“, meinte Gössner. Einen Freifahrtsschein für Finnland wird sie wohl nicht bekommen. „Vielleicht sollte man das Comeback auch als Übergangsjahr sehen“, hatte Bundestrainer Gerald Hönig nach den letzten Rennen in Nove Mesto angedeutet, keine „Lex“ Gössner aufzumachen.
Für die Welttitelkämpfe haben sich bisher Laura Dahlmeier, Franziska Preuß, Franziska Hildebrand, Vanessa Hinz und Luise Kummer qualifiziert. Möglich scheint, dass der sechste Startplatz wie auch bei der WM 2013 in Tschechien nicht besetzt wird.
Bei der WM-Generalprobe in Norwegens Hauptstadt kehrt nach überstandener Erkältung Franziska Preuß ins deutsche Weltcup-Team zurück. Luise Kummer legt derweil eine Pause ein. „Wir hoffen, dass wir auch in Oslo die Form so halten können. Die positiven Ergebnisse motivieren uns“, sagte Hönig, der in Nove Mesto den Doppelsieg durch Dahlmeier/Hildebrand im Sprint und Rang drei durch Dahlmeier in der Verfolgung bejubelt hatte.
Das Männerteam um den dreimaligen Saisonsieger Simon Schempp geht unverändert in den achten Weltcup des Winters. Schempp kann im Einzel nicht nur seinen neunten Podestplatz in Serie einfahren. Er hat außerdem beste Chancen, erstmals in seiner Karriere die Führung im Gesamtweltcup zu übernehmen. Der Uhinger liegt nur sechs Zähler hinter dem Franzosen Martin Fourcade. Als letzter Deutscher hatte bislang Michael Greis Anfang Dezember 2008 das Gelbe Trikot getragen.