Bob-Piloten trotz Kufen-Proteste nervenstark in die WM

St. Moritz (dpa) - Die Vorwürfe sind heftig, doch die Beweise dafür sind bislang ausgeblieben. Seit die deutschen Bobs nach der Durststrecke vor dem Jahreswechsel ihr Material optimiert haben und Siege einfahren, hagelt es wegen angeblich manipulierter Kufen Dauer-Proteste der Konkurrenz.

Auch während des Zweierbob-Rennens in St. Moritz, das Francesco Friedrich als jüngster Weltmeister der Bobgeschichte mit Bahnrekord und Startbestzeit gewann, nahm die Jury vom Weltverband FIBT Proteste der Kanadier, Russen und Amerikaner entgegen. Die jeweils 100 Euro hatten sie umsonst geblecht - der Protest wurde wie zuletzt beim Weltcup-Rennen in Innsbruck abgeschmettert. „Wenn sie protestieren, zeigt es doch nur, dass sie nervös sind. Das war schon vor zwei Jahren bei meinem WM-Sieg so“, meinte der Viererbob-Weltmeister von 2011, Manuel Machata.

Immerhin startete die Konkurrenz erschreckend erfolgreich in die Saison. Der Russe Alexander Subkow raste im vorolympischen Winter zu vier Weltcup-Siegen in Serie. Der Doppelweltmeister aus dem Vorjahr, Steven Holcomb aus den USA, schaffte im kleinen Schlitten drei Siege nacheinander. „Es wird immer versucht, irgendetwas zu finden. Anfang der Saison, als Subkow alles gewonnen hat, haben wir gesagt, die haben gut gearbeitet und einen guten Schlitten gebaut. Aber warum sollten wir da protestieren? Ich denke, wenn man vom Reglement her im grünen Bereich ist und der Abrieb bei der Kufen-Kontrolle stimmt, dann ist alles okay. Trotzdem wird immer Hype gemacht und vermutet, dass irgendwo beschissen wird“, sagte Machata und betonte zugleich: „Wenn man schneller schiebt, schneller fährt und das Setup im Schlitten stimmt, dann ist man einfach schneller.“

Doch die Konkurrenz will das nicht wahrhaben. Vor allem die Kanadier um Cheftrainer Thomas De La Hunty sowie der ehemalige Weltklassepilot Pierre Lueders - jetzt Cheftrainer von Russland - gehen da in die Vorreiterrolle. Präzisieren wollen sie ihre Vorwürfe öffentlich noch nicht - jetzt noch nicht.

Die mündlichen Proteste gehen nach Angaben der Jury bis spätestens fünf Minuten nach dem Rennen ein, der vorgefertigte schriftliche Einspruch ist mit detaillierten Beschwerden hinsichtlich der Kufen nach 20 Minuten fällig. „Wir müssen jeden Protest gewissenhaft überprüfen“, betonte Erica Fischbach, seit 1999 Jurymitglied des Weltverbandes FIBT. Details wollte sie nicht verraten.

Der favorisierte Viererbob-Europameister Maximilian Arndt aus Oberhof kann über die Protestwelle nur lachen. „Das nehmen wir mittlerweile nicht mehr wahr, das ist uns egal. Wir wissen, dass wir alles fair machen“, sagte der WM-Zweite. Für den Oberhofer zählt nur eins: „Meine Jungs sind auf dem Punkt topfit. Wir sind auf jeden Fall in der Lage, vorne mitzumischen.“ Selbst schlechtes Wetter, das für Samstag vorhergesagt ist, kann ihn nicht aufhalten. „Wir sind für alle Wetterkapriolen gerüstet, daher macht uns das nicht nervös.“

Relaxt wie gewohnt geht Zweierbob-Weltmeister Francesco Friedrich mit seinem goldenen Junioren-WM-Team ins Vierer-Rennen. „Wir geben wie immer unser Bestes“, meinte der 22-Jährige vor seinen ersten Titelkämpfen in der Königsklasse. Der nach dem Ausfall von Kevin Kuske vom Pech verfolgte Thomas Florschütz setzt nun auf den Teamgeist: „Wir müssen jetzt zusammenrücken und versuchen, den Ausfall von Kevin zu kompensieren, auch wenn das kaum möglich ist.“ Bei den Trainingsfahrten unterstrich er seine Medaillen-Ambitionen.