Florschütz will Vierer-Bob-Titel - Machata Favorit
Königssee (dpa) - Die silbernen Zweierbob-Piloten Florschütz und Machata gehen mit unterschiedlichen Ausgangslagen ins WM-Rennen der Königsklasse. Der ewige Zweite aus Riesa will endlich seinen Titelfluch besiegen, der Senkrechtstarter aus Ramsau seine überragende Saison krönen.
Segen und Fluch zugleich: Noch nie seit der Wiedervereinigung sind bei einer Weltmeisterschaft vier deutsche Bobs an den Start gegangen. Gelingt in Königssee bei der Vierer-WM am Wochenende ein historischer Erfolg, befürchtet der neue Cheftrainer Christoph Langen fehlende Unterstützung auf dem Weg nach Sotschi 2014 - getreu dem Motto: Ihr seid ja schon absolute Weltspitze. Ein Denkzettel könnte Langens Kritikern nützen, die meinen, der 48-jährige Oberstabsfeldwebel sei in seinem Amt überfordert.
Doch der ehrgeizige Langen spricht Klartext: „Die WM hier in Königssee hat für mich keine Priorität. Mein Ziel ist ganz klar Olympia in Sotschi, dort will ich meine Vision verwirklichen und mit einer breiten Armada erfolgreich sein.“ Dass seine Jungs bereits jetzt reif für Siege sind, haben sie im Jahr eins nach dem Rücktritt von André Lange bewiesen.
Doch zum Jahreshöhepunkt haben die Routiniers der Bob-Branche noch mal ein paar Prozente draufgelegt, nachdem sie es im nacholympischen Jahr etwas ruhiger angehen ließen. „Steven Holcomb hat uns doch nur veräppelt“, sagte Thomas Florschütz nach dem Zweier-Wettbewerb, in dem sich Viererbob-Olympiasieger Holcomb in alter Stärke präsentierte. Langen warnte zudem vor den Russen um Zweier-Champion Alexander Subkow, die im Training überzeugten. Für eine faustdicke Überraschung sorgte auch der Niederländer Edwin van Calker, der mit 116,113 Stundenkilometer die mit Abstand höchste Endgeschwindigkeit beim Abschlusstraining fuhr.
Florschütz will sich von den Trainingszeiten nicht verrückt machen lassen und verwies auf die neu erworbene Stärke in der Königsdisziplin. „Anders als in den Jahren zuvor bin ich im Viererbob plötzlich besser. Daher will ich unbedingt meine erste Medaille im großen Schlitten. Und ich hätte nichts dagegen, wenn die erste gleich die goldene ist“, sagte Florschütz, dessen erfahrene Crew Ronny Listner, Kevin Kuske und Andreas Barucha „heiß wie Frittenfett ist. Das spüre ich in jedem Training, da knistert es förmlich.“
Doch Shootingstar Machata vom SC Potsdam will ein Wörtchen mitreden. Im Abschlusstraining fuhr er Bestzeit. „Es klappte alles prima, aber ich konnte noch nicht volles Rohr gehen, weil ich noch einige Probleme mit dem Hüftbeuger hatte“, sagte Machata, der in dieser Saison den Gesamt-Weltcup in der Königsklasse gewann und somit auch als Mitfavorit im WM-Rennen gilt.
Stark präsentierte sich auch der Oberhofer Maximilian Arndt, der vom viermaligen Olympiasieger André Lange beraten wird. Mit den ehemaligen Lange-Anschiebern Martin Putze und Alexander Rödiger sowie dem Neuling Jan Speer setzte der Junioren-Weltmeister ein Ausrufezeichen. Vierter deutscher Bob mit Medaillenchancen ist Lokalmatador Karl Angerer, der nach seinem Patzer im ersten Lauf des Zweierbob-Rennens endlich vier ordentliche Läufe ins Tal bringen möchte, damit der Traum von einer Medaille wahr wird.