„Friedrich der Große“ neuer Leitwolf im deutschen Bob
Lake Placid (dpa) - Der jüngste Zweierbob-Weltmeister in der WM-Geschichte ist plötzlich der Leitwolf. Der erst 24-jährige Francesco Friedrich soll bei der am 12. Dezember in Lake Placid startenden Weltcup-Saison vorangehen.
„Ich habe zwar noch keine nacholympische Saison miterlebt. Doch ich hoffe, dass wir gestärkt sind und locker um das Podest mitkämpfen können. Bis jetzt sehen die Zeichen nicht so schlecht aus. Was aber wirklich passieren wird, sehen wir erst in Lake Placid“, sagte der Weltmeister von 2013.
Ins erste Weltcup-Rennen der Saison geht der Pilot vom SC Oberbärenburg bereits mit 480 Punkten in der FIBT-Weltrangliste, da er beim Europacup in Innsbruck in vier Rennen viermal siegte. „Ich habe dieses Jahr schon viele Fahrten absolviert, bin auf einem guten Weg. Ich weiß halt nicht, wo die ausländische Konkurrenz steht, daher müssen wir die Übersee-Weltcups erstmal abwarten. Dann können wir sagen, ob wir im Sommer gut gearbeitet haben“, betonte Friedrich, der den sportlichen Tiefpunkt in Sotschi mit Platz acht im Zweierbob mit einem privaten Höhenflug wettmachte: Im August heiratete er seine Freundin Magdalena - mit dabei im typischen Security-Look seine schweren Jungs inklusive dunkler Sonnenbrille.
Nur auf Weltmeister-Anschieber Jannis Bäcker muss er vorerst verzichten. Der 110-Kilo-Mann vom BSC Winterberg, der sich nach einer Verletzung im Regenerationsprozess befindet, will nach dem Arzttermin bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt entscheiden, ob es noch Sinn macht. „Erst dann werden wir wissen, ob er es noch einmal schafft, in dieser Saison auf's Eis zu kommen“, sagte sein Pilot, der mit Martin Grothkopp und Candy Bauer zwei talentierte Neulinge an Bord hat. Dazu kommen die weltcuperprobten Gregor Bermbach, Ronny Listner und Thorsten Margis.
„Wir müssen versuchen, mit den wenigen Leuten vor Ort die schwierige Bahn in Lake Placid so in den Griff zu bekommen, dass wir am Wochenende konkurrenzfähig sind. Fehlerfrei fahren hat eine höhere Priorität als ständig am Gerät hin und her zu schrauben“, sagte Friedrich, der als einziger Deutscher zum Saisonstart im kleinen FES-Schlitten einen modifizierten Rahmen fährt.
Ein weiterer Erfolgsgarant könnte sein, dass nun auch wieder sein Heimtrainer Gerd Leopold zum Bundestrainer-Team gehört. Der gewiefte Taktiker machte schon Harald Czudaj 1994 zum Olympiasieger und formte Thomas Florschütz zum Olympia-Zweiten 2010 hinter André Lange. Auch bei Friedrichs historischem Erfolg in St. Moritz war Leopold dabei und taufte sein „Jahrhunderttalent“ in „Friedrich der Große“ um.
„Er hat alles, was ein guter Pilot braucht: Schnelligkeit, Kraft, technisches Verständnis, gelassene Ruhe an den Lenkseilen und ein großes Organisationstalent“, meinte Leopold. Und sein Schützling ist enorm ehrgeizig: „Mein Ziel war es immer, vorne anzukommen, deswegen mache ich ja den Sport. Spätestens seit der WM in St. Moritz ist klar, dass wir im Zweierbob die führende Rolle spielen. Und für die WM habe ich nur ein Ziel: Den Pott von 2013 verteidigen und im Vierer nachlegen.“