Finanznot als Weckruf für Hamburger Curler
Hamburg (dpa) - Eigentlich hatte Felix Schulze nach der Olympia-Premiere im vergangenen Februar in Sotschi mit einem Jahr Pause vom Leistungssport Curling geliebäugelt.
Mit 34 Jahren wollte der Skip des Nationalteams aus Hamburg an seiner Karriere als Anwalt arbeiten und mit der Familie verpasste Urlaube nachholen. Doch dann kam alles anders. Erst drohte die komplette öffentliche Bezuschussung von nicht einmal einer halben Million Euro für den kleinen Wintersportverband wegzufallen, dann wurde sie doch bewilligt, aber unter strengen Auflagen.
Das Bundesinnenministerium unterstützt den Verband nur, wenn er professioneller wird und sich stärker um den Nachwuchs kümmert. Die Herren-Nationalteams aus Schwenningen und Hamburg müssen sich für den olympischen Zyklus bis 2018 verpflichten - lange Pausen sind ausgeschlossen. Die Mannschaften sollen sich so gegenseitig Konkurrenz machen. Die Hamburger sind erfahrener, die Schwenninger ein junges Team. „Das war der Weckruf für die Sportart, auch wenn es für einige in unserem Team persönlich sehr schwierig ist, alles unter einen Hut zu bekommen“, erzählt Schulze, der nach Olympia Nachfolger von John Jahr als Kapitän wurde.
In intensiven Gesprächen mit Bundestrainer Thomas Lips und Sportdirektor Rainer Nittel am Wochenende beim German Masters wurde die Planung bis zu den Winterspielen besprochen. „Nur dabei sein, zählt nicht mehr. Wenn wir mitmachen, dann richtig“, sagt Schulze, dessen Team am Sonntag in der Hansestadt beim hochklassigen German Masters erst an Olympiasieger Kanada scheiterte. „Wir gehören noch zu den Top acht der Welt, aber da müssen wir hart dran arbeiten“, sagt der Wintersportler.
Platz zehn in Sotschi war enttäuschend, auch wenn die deutschen Curler wissen, dass andere Nationen fast nur mit Profis antreten. Aber die Bedingungen werden sich nun auch in Deutschland ändern. Hamburg wurde zum Bundesstützpunkt Nachwuchs des Deutschen Curling-Verbandes ernannt, Füssen bleibt der für die Erwachsenen.
In der Hansestadt soll es demnächst fast neun statt bisher sechs bis sieben Monate Eis geben, es wird ein hauptamtlicher Trainer finanziert. Für den Nachwuchs soll viel mehr getan und der Sport breiter aufgestellt werden. „Da fühlen wir uns schon in der Verantwortung, auf Topniveau weiterzumachen“, sagt Schulze. Sein Team hat sich noch ein paar Wochen Bedenkzeit erbeten, um endgültig zum Leistungssportkonzept Ja zu sagen. Es sieht aber gut aus.
Die bisherige Regelung, wonach Vereinsteams nominiert werden, soll in Zukunft aufgeweicht werden. „Unser Bundestrainer entscheidet nun, ob zu einer Mannschaft auch andere Spieler gehören können“, erklärt Sportdirektor Nittel. Es soll nach Leistung gehen. „Die Idee ist ganz richtig, nur so kommt der Sport nach oben“, meint Schulze.