Olympia-Traum geplatzt: Eisschnellläuferinnen nur Elfte

Salt Lake City (dpa) - Das Frauen-Team galt nach den Olympiasiegen 2006 und 2010 als Aushängeschild des deutschen Eisschnelllaufs. Nach zwei deprimierenden Läufen ist der Olympia-Traum für das Trio vorzeitig ausgeträumt.

Nur ein Eis-Wunder in Berlin brächte noch das Ticket.

Claudia Pechstein verschwand wortlos in den Katakomben, der Präsident hatte eine schlaflose Nacht. Nach dem Debakel des deutschen Damen-Trios um Pechstein beim Eisschnelllauf-Weltcup in Salt Lake City und dem aller Voraussicht nach verpassten Olympia-Ticket herrschten im deutschen Team nur Entsetzen und Ratlosigkeit.

„Mein Schlaf war in dieser Nacht nicht sehr gut. Ich kann meine riesige Enttäuschung nicht verhehlen“, meinte Gerd Heinze, der Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG nach dem deprimierenden elften und letzten Platz von Pechstein, Bente Kraus und Jennifer Bay im Utah Olympic Oval.

Nachdem schon in Calgary eine Woche zuvor nur Rang elf heraussprang, haben die Deutschen vor dem letzten für die Sotschi-Qualifikation entscheidenden Rennen am 8. Dezember in Berlin nun einen riesigen, kaum noch aufholbaren Rückstand von 63 Punkten auf die fünftplatzierten Amerikanerinnen. Zwar qualifizieren sich die besten Sechs des Weltcups für die Winterspiele - dazu die zwei zeitschnellsten Trios -, doch da die sechstplatzierten Russinnen für Olympia gesetzt sind, tendieren die deutschen Chancen gegen Null.

Während sich Claudia Pechstein auf die Zähne biss und nicht zum erwarteten Rundumschlag ansetzte, fand Bente Kraus relativ schnell die Fassung wieder. „Es war mein großer Traum, mit Claudia im Team bei Olympia zu laufen. Jetzt überwiegt die Enttäuschung, vor allem für Claudia tut es mir sehr leid“, meinte die Berlinerin. „Ich will aber positiv denken und werde mich jetzt auf die Einzelstrecken konzentrieren. Aber man sollte nie nie sagen. Die Hoffnung stirbt zuletzt“, meinte die Langstrecklerin.

„Das war schmerzlich brutal“, konstatierte Cheftrainer Markus Eicher, der das Rennen daheim am Livestream verfolgte. „Wir haben soviel im Team trainiert wie nie zuvor. Aber die Tempohärte der beiden anderen Mädchen hat gefehlt. Diese Teamleistung war einfach Wahnsinn“, musste er eingestehen. Eicher bedauerte erneut, dass er solche Topläuferinnen wie Anni Friesinger oder Daniela Anschütz nicht mehr dabei hat.

„Die Mädels sind richtig ängstlich gelaufen“, analysierte der Chefcoach und ging damit konform mit dem DESG-Chef: „Die Risikobereitschaft auf den ersten Runden hat mir gefehlt. Ich werde hier öffentlich keine Kritik äußern, aber intern werden mir das die Trainer erklären müssen“, sagte Heinze.

„Die Chance ist vertan. Ein Aushängeschild ist uns verloren gegangen. Jetzt müsste in Berlin schon ein Wunder passieren“, brachte der DESG-Präsident seine Hoffnungslosigkeit auf den Punkt. Heinze fürchtet, dass die guten Einzelleistungen in Übersee nun unter dem Eindruck des schwachen Teamergebnisses leiden.

Pechstein übernahm auf dem Großteil der Strecke wieder die Führungsarbeit. Die 41-Jährige drehte sich aber auf der Schlussrunde mehrfach um, weil die beiden ihrem Tempo kaum folgen konnten. In 3:00,85 Minuten war das Trio rund 2,5 Sekunden schneller als in Calgary, aber vor allem auch auf der Schlussrunde im Vergleich zur Konkurrenz viel zu langsam.