Skeletonpilotin Lölling bei WM mit Chance auf Bronze
Winterberg (dpa) - Verkehrte Welt im Skeleton: Junioren-Weltmeisterin Jacqueline Lölling kämpft bei der WM in Winterberg trotz ihrer Startschwäche um die Bronze-Medaille.
Dank ihrer herausragenden Fahrkünste liegt die Skeletonpilotin von der RSG Hochsauerland nach zwei von vier Läufen zeitgleich mit der Kanadierin Jane Channell auf Rang drei. Die Führung hat vor den abschließenden zwei Läufen am Samstag die britin Elizabeth Yarnold, die in 57,44 Sekunden einen Bahnrekord aufstellte. Zweite ist die Kanadierin Elisabeth Vathje.
Ebenfalls noch in Schlagdistanz zu den Medaillen liegt die fünftplatzierte Tina Hermann aus Königssee. Die Oberhoferin Sophia Griebel startet als Neunte in den zweiten Wettkampftag. Ex-Weltmeisterin Anja Huber-Selbach aus Berchtesgaden ist im letzten Rennen ihrer Karriere vorerst 13. „Ich muss niemandem mehr etwas beweisen“, sagte Huber, die sich nach Lauf eins lieber um die disqualifizierte Olympia-Dritte Elena Nikitina aus Russland sorgte. „Das ist wirklich schlimm“, betonte die Berchtesgadenerin. Beim Sprinten am Start trat die Russin auf den 40 Kilogramm schweren Schlitten und stürzte danach spektakulär - mit Startnummer 13.
„Ich war unheimlich nervös vor meinem ersten WM-Lauf. Zwischen den Läufen versuche ich mich mit Musik etwas abzulenken. Trotz der nur 22. Startzeit im 28 Teilnehmer starken Feld raste die Lokalmatadorin mit dem Topspeed von 130,90 Stundenkilometern bäuchlings den Eiskanal hinunter. „Ich weiß, dass ich am Start zurück bin und in der Bahn unten heraus viel aufholen kann“, meinte die 20-Jährige, die 2012 bei den Olympischen Jugendspielen in Innsbruck Gold gewann.
Bereits bei den deutschen Meisterschaften Ende 2014 überraschte sie die komplette deutsche Elite mit dem Titelgewinn. Ihr Heimtrainer Bernhard Lehmann, ehemaliger Erfolgscoach von Bob-Olympiasiegerin Sandra Kiriasis und zwischenzeitlich sogar Skeleton-Bundestrainer, meinte: „Sie kann um eine Medaille mitfahren.“ Für Wolfram Schweizer, Vereinsvorsitzender der RSG Hochsauerland, hat trotz des Umbruchs im Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) die alte Erfolgsformel noch Bestand: „Ein Drittel Startleistung und dann das fahrerische Können mit Klasse-Material gehören zum Erfolg“, betonte Schweizer, der gleichzeitig BSD-Chefmechaniker ist.