Kugeln und Kohle: Weltcup-Finale für Höfl-Riesch & Co.
Lenzerheide (dpa) - Es geht um sieben Kristallkugeln, insgesamt über 700 000 Euro Preisgeld und zwei große Fragen: Wie geht es nach der Saison bei Maria Höfl-Riesch und Felix Neureuther weiter?
Zum Abschluss eines kräftezehrenden Olympia-Winters verspricht das Weltcup-Finale der Skirennfahrer in Lenzerheide viel Spannung. Gleich zum Auftakt an diesem Mittwoch kann Höfl-Riesch, die beim Training von Fieber gestoppt wurde, ihre erfolgreiche Sotschi-Saison mit dem erstmaligen Gewinn der Kristallkugel in der Abfahrt veredeln. Dazu führt sie auch das Gesamtklassement an. Neureuther liegt im Slalom im Klassement um die begehrte Glastrophäe knapp vorn. Insgesamt sind erst drei von zehn Weltcup-Wertungen entschieden.
„Dadurch, dass Olympia so erfolgreich gelaufen ist und für mich das Wichtigste in diesem Winter überhaupt war, mache ich mir jetzt keinen zu großen Druck. Den Gesamtweltcup habe ich auch schon mal gewonnen. Ich werde trotzdem alles geben, aber wenn es diesmal nicht klappt, dann ist das kein Drama. Allerdings wäre es schon bitter, wenn mich ausgerechnet jetzt die Krankheit stoppen würde“, sagte Höfl-Riesch im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Sie sah schon vorher im Kampf um die Gesamtwertung der hinter ihr platzierten Österreicherin Anna Fenninger in der Favoritenrolle. Die 24-Jährige will diese aber auch partout nicht haben.
29 Punkte liegt Fenninger, wie Höfl-Riesch auch mit zwei Medaillen in Sotschi dekoriert, im Duell um die Große Kugel zurück. Trotz des knappen Duells sieht die Partenkirchnerin eine ganz andere Situation als 2011, als sie am Ende drei Pünktchen vor Lindsey Vonn (USA) lag. „Ich habe die Große Kugel schon daheim und kann es um Einiges lockerer angehen als damals“, erklärte sie.
In den Speeddisziplinen sind Höfl-Riesch und Fenninger in Top-Verfassung auf Augenhöhe; im Riesentorlauf ist die Österreicherin stärker. Dafür startet sie im Slalom nicht, in dem Höfl-Riesch in der Weltspitze mitfährt. Klar auf Kurs Kugelgewinn war Höfl-Riesch mit 80 Zählern Vorsprung in der Abfahrt - bis sie Fieber und Husten am Dienstag zur Trainingspause zwangen. Daumendrücken, „dass ich morgen starten kann“, hieß für sie die Devise.
Neben den Kristallkugeln geht es für die Ski-Stars auch um ein üppiges Urlaubsgeld. Insgesamt 800 000 Schweizer Franken (rund 650 000 Euro) gibt es in den acht Einzelrennen zu verdienen. Das Team-Event wird mit 100 000 Franken (rund 80 000 Euro) vergütet. So verlockend Kohle und Kugeln sind, eine Frage beschäftigt zumindest die Alpin-Fans: Beendet Höfl-Riesch am Saisonende ihre große Karriere?
„Jetzt konzentriere ich mich erst mal auf die Rennen, danach sehen wir weiter“, erklärte die zweimalige Weltmeisterin und will keine „Energie“ in die Gedanken über die Zukunft stecken. „Ich habe beschlossen, dass ich mich bis zum Weltcup-Finale nicht mehr mit dem Thema beschäftige. Wenn alles vorbei ist, werde ich in mich reinhören - und hoffentlich wissen, was das Richtige ist.“
Das will auch Neureuther herausfinden. Tief geknickt kehrte er von den Olympischen Winterspielen zurück, bei denen er nach turbulenten Tagen und einem Autounfall auf der Anreise dann im Slalom ausschied. Erholung und Abstand brauche er nach dem Saisonende und wolle über seine Zukunft nachdenken, sagte der WM-Zweite im Slalom nach „der schwierigsten Zeit in seinem Leben“.
Durch den Erfolg am vergangenen Sonntag beim Torlauf in Kranjska Gora übernahm er mit fünf Punkten Vorsprung die Führung im Disziplin-Tableau. Und die Kugel, die für den besten Slalomfahrer der Welt vergeben wird, wollte der neunmalige Weltcupgewinner immer schon einmal gewinnen. Anders als bei Olympia bedeute der Sieg hier, dass man nicht nur der Beste an einem Tag, sondern der Beste eines ganzen Jahres sei, sagte der 29-Jährige mit Blick auf die Kugel. „Deshalb ist sie sehr, sehr wichtig.“ Es wäre übrigens die erste Trophäe dieser Art von einem deutschen Alpin-Herren seit dem Gewinn des Slalom-Weltcups von Armin Bittner 1990.