Lob von Riesch und Hölzl - Stauffers guter Start
St. Moritz (dpa) - Einen besseren Auftakt der deutschen Alpin-Damen in die WM-Saison hätte selbst Organisationstalent Thomas Stauffer kaum planen können. Erstmals in der über 40 Jahre langen Weltcup-Geschichte stand in jedem der sieben Saisonrennen eine Starterin des DSV auf dem Podest.
Vielmehr kann man sich als neuer Cheftrainer des Deutschen Ski Verbandes (DSV) einer Mannschaft nicht wünschen. „Das erleichtert sicherlich die Arbeit“, lautete der nüchterne Kommentar des 41-Jährigen vor der Rückkehr des Ski-Weltcups nach Europa. Aussagen wie diese passen zum Schweizer; Profilierungssucht ist ihm fremd, große Reden schwingt er auch nicht.
„Tom bringt Ruhe in die Mannschaft rein. Er ist ein Toporganisator“, beschrieb Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg den neuen Chef. Und mit Vorzeige-Skirennfahrerin Maria Riesch startete die Zusammenarbeit in den WM-Winter ebenfalls vielversprechend. „Es ist schon wichtig, dass man sich persönlich gut versteht, wenn man zusammen so viel unterwegs ist“, sagte die Doppel-Olympiasiegerin, die mit den Teamkolleginnen am Wochenende in St. Moritz in Stauffers Schweizer Heimat startet.
Dass es gleich wie „am Schnürchen“ (Riesenslalom-Weltmeisterin Kathrin Hölzl) laufen würde, war nicht von vorneherein zu erwarten. Denn nach dem Abgang von Stauffer-Vorgänger Mathias Berthold, der mit dem Team zwei WM-Titel und drei Olympiasiege feierte, sei man schon „geschockt“ gewesen. Bei Riesch flossen damals, knapp ein Jahr vor der Heim-WM in Garmisch-Partenkirchen, auch ein paar Tränchen. Berthold war nach sieben Jahren in Deutschland dem Ruf aus seiner österreichischen Heimat gefolgt, wo man ihn zum Retter der angeschlagenen rot-weiß-roten Männer auserkoren hatte.
Bei der Nachfolge-Suche machte der DSV nur einem Mann eine Offerte. Eben Stauffer, der unter anderem als Coach in der Schweiz, bei den Technik-Damen des US-Skiverbandes und als langjähriger Trainer der schwedischen Alpinen im Einsatz war. „Dass wir nur einem ein Angebot gemacht haben, war eine gewisse Wertschätzung. Das war die klare Fixierung auf eine Person“, betonte Alpin-Direktor Wolfgang Maier. Er freute sich nicht nur über den starken Start der Damen, sondern auch für den neuen Chefcoach und dessen guten Einstand in die vorerst zweijährige Amtszeit.
„Aber man kann die Erfolge nicht an einer Person festmachen, sondern er hat ein sensationell gutes Trainerteam vorgefunden. Tom ist nur ein Rad vom ganzen System mit 15, 16 Leuten in dem Team“, betonte Maier. Stauffer selbst sieht das ähnlich. Er war zufrieden mit dem, was er vorfand und „überrascht, wie gut sich das mit meinen Ideen deckt“, meinte der Schweizer. „Klare Ziele, eine klare Strategie, richtig deutsch. Es wird hart und sehr gut gearbeitet. Eine sehr gute Organisation, fast schon überorganisiert.“
Die Arbeit am Hang bleibt weiter in den Händen der Disziplin- Trainer, Stauffer kümmert sich vor allem um die Organisation. Auswertungen von Trainingstest sind schnell fertig, Trainingspläne für die Sportler auch online abrufbar. „Je besser man organisiert ist und weiß was läuft, umso mehr steigt auch die Trainingsqualität durch Pisten- und Trainingsmöglichkeiten“, betonte Stauffer, der um die Erwartungshaltung nach den Erfolgen der vergangenen Jahre weiß. Aber er habe es als sehr interessant empfunden, „so eine Mannschaft zu trainieren und vielleicht noch einen Schritt weiter nach vorne zu bringen“. Und das in einer Saison mit der Heim-WM als Höhepunkt.