Neureuther lobt Keppler & Co. - „Aufbruchstimmung“
Gröden/Alta Badia (dpa) - Am Ende eines „geilen“ Wochenendes für die deutschen Skirennfahrer konnte auch Felix Neureuther wieder lächeln.
Nachdem sich der Partenkirchener im Riesenslalom von Alta Badia noch von Platz 29 auf Rang 16 geschoben hatte, freute er sich noch mehr über die „Aufbruchstimmung“ durch die Ausrufezeichen seiner Speedkollegen.
Stephan Keppler hatte am Vortag dem zweiten Platz im Super-G einen zehnten Abfahrtsrang beim Überraschungs-Erfolg von Silvan Zurbriggen (Schweiz) folgen lassen und erneut viel Lob in der Ski-Welt geerntet. „Es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine dasteht und bei der WM in Super-G und Abfahrt andere Jungs für eine Überraschung gut sind und eine Medaille holen können“, sagte Neureuther nach dem dritten Saisonsieg des Amerikaners Ted Ligety. Bis zur WM in Garmisch-Partenkirchen sind es nur noch 50 Tage.
Die Abfahrer sorgten in Gröden für ungewohnte Bilder beim häufig gebeutelten und kritisierten deutschen Herren-Team. Keppler, Tobias Stechert als 19. und Andreas Sander auf Rang 28 jubelten nach jedem Lauf, klatschten sich beim Umziehen im eiskalten Zielkessel der Saslong ab. „Es läuft“, kommentierte Keppler das zweitbeste Abfahrts-Ergebnis der Weltcup-Karriere, „das gestern war wie Rückenwind.“ Für Stechert war der erste Abfahrtslauf nach seinem Kreuzbandriss vor einem Jahr an gleicher Stelle „brutal wichtig“. „Ich bin sehr glücklich. 100 Prozent der Starter in den Top 30 - das ist Wahnsinn.“
Auf dem Jaufenpass hatte Neureuther die gemeinsame Anfahrt zum Training mit Fritz Dopfer, der im Riesenslalom 19. wurde, gestoppt, um den Super-G-Überraschungscoup von Keppler im Auto zu verfolgen. „Geil“, kommentierte er die drei Rennen in den italienischen Dolomiten. „Das ist so wichtig mit den Jungs, dass wir als Mannschaft geschlossen dabei sind.“ Stark gefrustet über Materialprobleme auf der „brutal eisigen“ Piste fuhr das Torlauf-Ass von Rang 29 im ersten Lauf noch sein zweitbestes Riesenslalom-Ergebnis im Weltcup ein.
Mit einer Runde Sekt hatte das deutsche Team zwei Tage zuvor beim Abendessen auf den ersten Speed-Podestplatz seit dem Abfahrtssieg von Max Rauffer vor sechs Jahren angestoßen. Dass es für Keppler nach der Siegerehrung auf dem verschneiten Antoniusplatz in St. Ulrich erst ungewohnt spät um 21.00 Uhr zurück ins Hotelzimmer ging, war dem Ebinger besonders im oberen Streckenabschnitt der Abfahrt kaum anzumerken. „An den Stress könnte ich mich gewöhnen“, sagte Keppler, der mit der hohen Startnummer 53 auf der Saslong eine knappe Sekunde Rückstand auf den Sieger Zurbriggen hatte.
Nach dem starken Wochenende dürfen sich die früheren Sorgenkinder im Deutschen Skiverband über neue Wertschätzung der internationalen Szene freuen. „Sie sind richtig gut Ski gefahren“, lobte die Schweizer Legende Bernhard Russi die jungen Stechert und Sander. Und auch Abfahrtssieger Zurbriggen wehrte zunächst Glückwünsche ab, „weil noch ein Deutscher kommt“. Erst als Sander mit Startnummer 55 die Bestzeit verfehlte, atmete der Schweizer, der sich 2007 auf der Saslong beide Kreuzbänder im Knie gerissen hatte, durch.
Mit seinem dritten Trainingsrang hatte der ehemalige Junioren- Weltmeister Sander für den ersten Höhepunkt in Südtirol gesorgt. Nicht nur deshalb wird der Ennepetaler von Herrentrainer Karlheinz Waibel „wahrscheinlich“ auch für die schwere Abfahrt am 29. Dezember in Bormio nominiert. Dann wird sich zeigen, ob die Feiern von Gröden wiederholt werden können. „Wer weiß, wann so etwas nochmal passiert“, prognostizierte Sander verhalten.