Slalom-Ass Neureuther setzt Ausrufezeichen
Madonna di Campiglio (dpa) - Der gefeierte zweite Platz im Nachtslalom von Madonna di Campiglio war für Felix Neureuther ein „super“ Abschluss seines Ski-Jahres - und Ansporn zugleich.
Nach der hervorragenden Bilanz von fünf Podestplätzen in sechs Rennen geht das Technik-Ass mit großem Selbstvertrauen in den Technikmonat Januar, in dem er endlich Kurs auf die ersehnte WM-Medaille nehmen will.
„Das ganze Jahr ist schon extrem positiv und super“, sagte Neureuther nach dem 16. Podestplatz seiner Weltcup-Karriere, bei dem er sich nur dem überragenden Österreicher Marcel Hirscher geschlagen geben musste. „Aber nichtsdestotrotz, der Marcel war heute im zweiten Durchgang ein gutes Stück schneller, daran muss ich noch arbeiten.“ Dafür gibt es im ersten Monat 2013 reichlich Gelegenheit - vier Slalom und ein Riesentorlauf stehen bis zur Weltmeisterschaft im Februar in Schladming noch im Weltcup-Kalender.
Und nach dem Podestplatz beim Rennen in Madonna liest sich die Zwischenbilanz von Neureuther und Co. kurz vor Weihnachten wie der Wunschzettel von Alpin-Direktor Wolfgang Maier: In insgesamt sieben Slalom und Riesenslalom sammelten seine Männer zehn Top-Ten-Platzierungen.
„Ich glaube, dass keiner in Deutschland diese Leistungsentwicklung erwartet hat“, sagte Maier am Dienstagabend in Italien. „Es ist nicht nur im Prinzip eine gute Saison, es ist für den DSV, für das Männerteam eine Hammersaison.“ Zum vergleichbaren Zeitpunkt der vergangenen Saison standen sechs Top-Ten-Plätze nach sieben Rennen in den Büchern. „Man muss einmal sehen, woher wir kommen. Wie viele Jahre wir um den Anschluss gekämpft haben. Jetzt ist es so, dass wir in den technischen Disziplinen immer absolute Spitzenergebnisse erzielen. Wir hatten drei Podiums. Das ist sicher mehr, als man erwarten konnte“, meinte Maier.
Im Trentino nahm allerdings der Titelverteidiger des Gesamtweltcups Hirscher im zweiten Lauf Neureuther 1,61 Sekunden ab - nach dem ersten Teil trennten beide nur sechs Hundertstelsekunden. „Im zweiten Durchgang hab ich mich nicht mehr ganz getraut, voll auf Risiko zu fahren“, begründete Neureuther den Rückstand auf eisiger Piste. „Ich hab' aber gesehen, dass ich im ersten Durchgang voll mit ihm mithalten konnte.“ Dritter wurder der Japaner Naoki Yuasa.
Neben Neureuther hatten auch die anderen drei DSV-Starter den zweiten Lauf erreicht, ein noch stärkeres deutsches Gesamtergebnis verhinderten aber die Ausfälle von Stefan Luitz und Dominik Stehle. „Ich hab ganz klassisch eingefädelt. Das passiert, wenn man versucht, was zu riskieren“, sagte Stehle. „Es ist insgesamt ärgerlich, dass kein Ergebnis steht.“ Fritz Dopfer beendete das Rennen auf Rang 22 - zufrieden war auch er damit nicht. Aber wie Neureuther und Luitz ist der 25-Jährige bereits für die Titelkämpfe in Österreich qualifiziert.
Die Aussichten für das neue Jahr sind insbesondere deswegen gut, weil nach Ansicht Maiers aus der Vergangenheit gelernt wurde. „Wir hatten auch früher gute Skifahrer dabei. Was uns jetzt unterscheidet, ist, dass wir konzeptionell und im Training viele Defizite aufgearbeitet haben“, sagte der Alpin-Direktor. „Bei dieser Mannschaft spielen alle Faktoren gut zusammen. Vom Service, über die Trainer über die Athleten. Das ist nicht unbedingt ein Glücksfall, da steckt schon eine Systematik dahinter.“ Vor der Prognose des Maya-Kalenders ist Maier deswegen auch nicht bange: „Wenn wirklich 2012 am 21.12. die Welt untergeht, dann können die deutschen Skifahrer mit erhobenem Haupt untergehen.“