DSV-Springer nehmen WM-Einzelmedaille ins Visier
Val di Fiemme (dpa) - Bei einem Ausflug auf den Lavazepass genossen Richard Freitag und Severin Freund einen traumhaften Blick von ganz oben. Eine ähnlich schöne Aussicht wünschen sich Deutschlands Top-Skispringer auch nach dem WM-Showdown auf der Großschanze - dann aber vom Siegerpodest aus.
Der Traum vom ersten WM-Gold seit 2001 oder zumindest der ersten Einzelmedaille seit vier Jahren - beide Plaketten liegen bei Martin Schmitt zu Hause in der Vitrine - soll am Donnerstag in Erfüllung gehen. „Wir haben im Mixed eine Medaille gemacht, das ist das Positive. Unsere zwei Vorzeigespringer Severin Freund und Richard Freitag können sagen: Egal was jetzt passiert, wir fahren nicht mit leeren Händen nach Hause. Aber unsere Ziele sind weitere Medaillen. Ein Traum wäre es, im Einzel etwas zu machen“, sagte Bundestrainer Werner Schuster.
Dass die DSV-Springer zu den Favoriten gehören, unterstrichen sie bereits auf der Normalschanze. Dort fehlten Freund auf dem undankbaren vierten Platz lediglich 1,7 Punkte zu Bronze. Freitag als Sechster und Andreas Wank auf Rang neun landeten ebenfalls in den Top Ten. „Wenn man oft genug Vierter wird, steht man irgendwann mal ganz oben“, erklärte Freund zuversichtlich, „wir wollen angreifen. Egal, welche Bedingungen herrschen werden, wir sind gut vorbereitet.“
In der Qualifikation am Mittwoch flogen die gesetzten Freund und Freitag jeweils auf 123 Meter. Noch weiter ging es für Michael Neumayer, der mit 124,5 Metern Zweiter der Ausscheidung wurde. Wank wusste als Vierter mit 122 Metern ebenfalls zu überzeugen. Die Tagesbestweite gelang dem Slowenen Peter Prevc. Der WM-Dritte vom kleinen Bakken kam auf 126 Meter.
In Schusters mittlerweile fünfjähriger Amtszeit als Bundestrainer gab es bei Großereignissen immer jeweils eine Medaille. In Val di Fiemme soll mehr her. „Sportlich gesehen wäre ich zufrieden, wenn wir uns weiter entwickeln. Wenn es möglich ist, eine Medaille im Einzel zu holen und dann den Drive mitzunehmen, um mit der Mannschaft seriös um Gold mitzukämpfen. Ich möchte erleben, dass wir dieses Niveau erreichen“, bekannte Schuster.
Der Bundestrainer weiß jedoch, dass dafür alles stimmen muss. Denn die Trauben hängen hoch. Gleich ein Dutzend Springer kommen für Edelmetall infrage. „Das wird eine enge Geschichte“, prophezeite Schuster, der einen Topfavoriten ausgemacht hat: „Es gibt einen einzigen Sportler in der Weltspitze, der eine konstante Saison springt. Das ist Gregor Schlierenzauer.“
Der Österreicher kehrte am Mittwoch nach einem eineinhalbtägigen Heimaturlaub nach Predazzo zurück, wo er seinen Titel verteidigen will. „Ich habe schon zweimal Edelmetall in der Tasche und kann sehr relaxed an die Sache herangehen“, sagte der Österreicher.
Lockerheit ist auch für Freitag das Zauberwort. „Es ist ein Grundgesetz für jeden Skispringer, dass man bei sich bleibt und versucht, seine Sprünge möglichst locker runterzuziehen“, erklärte der Sachse. Im Training funktionierte das bereits hervorragend. „Ich habe das Gefühl für die Schanze bekommen. Das ist gut für das Selbstbewusstsein“, sagte Freitag.
Dies ist auch Schuster nicht verborgen geblieben. „Im Moment arbeitet er wirklich gut. Er setzt sich vom Kopf her keine Grenzen und sucht mehr denn je das Limit“, berichtete der Bundestrainer und fügte hinzu: „Wenn man hier gewinnen will, muss man ans Limit gehen.“