Kombinierer Frenzel brennt auf Revanche
Val di Fiemme (dpa) - Er kam als Weltmeister ins Val di Fiemme und möchte das Fleimstal auch wieder als Weltmeister verlassen. Eric Frenzel hat bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften sein Kontingent an Enttäuschungen und Pleiten bereits ausgeschöpft.
Der Gesamtweltcup-Führende in der Nordischen Kombination schrammte als Vierter im Einzel mit dem Springen von der Normalschanze nur um 0,2 Sekunden an einer Medaille vorbei. Mit der Mannschaft gab es nur Platz sechs. Doch Frenzel ist ein Kämpfertyp: „Es sind noch zwei Wettbewerbe, da will ich schon angreifen.“ Am Donnerstag hat er beim Einzel mit dem Springen von der Großschanze die Gelegenheit dazu.
So ganz scheint er die Misserfolge noch nicht aus seinem Kopf bekommen zu haben, auch wenn er betonte: „Die Sache ist abgehakt. Die Medaillen sind vergeben und daran kann man nicht wackeln.“ Frenzel wirkt nicht so gelöst wie noch vor den Titelkämpfen. „Ich kann mir keinen Vorwurf machen. Im Einzel war ich beim Springen und Laufen ganz vorn dabei, zum Titel hat eine halbe Sekunde gefehlt. Und auch in der Mannschaft waren wir nicht schlecht, jeder hat dort seine Leistung abgerufen. Dass es nicht geklappt hat, konnten wir nicht beeinflussen.“
Die Mannschaft hat gemeinsam versucht, sich abzulenken und neu zu motivieren. „Wir waren in Bozen shoppen und Kaffeetrinken. Dann haben wir ein Tischtennisturnier gespielt und schließlich waren wir am Dienstagabend Pizza essen. Das alles hat dazu beigetragen, dass wir nun wieder nach vorn schauen können“, berichtete Frenzel.
Der Sachse überzeugte im Training beim Springen von der Großschanze. „Es lief ganz gut, ich bin vorn dabei“, sagte der Oberwiesenthaler. Bundestrainer Hermann Weinbuch verfolgte es mit Genugtuung. „Ihm fehlen noch drei, vier Meter. Aber Eric ist eben der Wettkampftyp, der sie dort springt“, betonte der Coach. Deshalb war am Mittwoch nach zwei Trainingssprüngen genug. „Die Spritzigkeit geht sonst verloren. Sie müssen bei diesem einen Wettkampfsprung da sein. Eric kann das richtig gut“, erläuterte Weinbuch seine Maßnahme.
Gleichzeitig hoffen er und Frenzel, dass vom Konflikt zwischen dem Bundestrainer und der Jury beim und nach dem Mannschaftswettbewerb nichts hängengeblieben ist. „Das wäre uns Athleten unfair gegenüber, denn wir haben nichts getan. Ist doch klar, dass man enttäuscht ist, wenn man sieht, dass man als Mannschaft die mit Abstand schlechtesten Bedingungen beim Springen hat. Die Jury meinte, es sei alles regelkonform abgelaufen, das müssen wir so akzeptieren“, sagte Frenzel.
Weinbuch macht sich keine Sorgen um seinen Top-Athleten, falls es bei der WM nicht klappen sollte. „Eric ist mental sehr stabil. Und er hat noch ein anderes Ziel in der Hinterhand. Er kann Gesamt-Weltcupsieger werden. Weltmeister ist er ja schon. Und die Große Kristallkugel ist mindestens genau so wertvoll.“ Daran verschwendet Frenzel derzeit aber keine Gedanken. „Ich bin jetzt bei der WM und will hier noch erfolgreich sein“, sagte der 24-Jährige.