Sprint-Desaster abgehakt: Langläuferin Böhler überzeugt
Ruka (dpa) - Erschöpft, aber glücklich erreichte Steffi Böhler als Elfte das Ziel des Skistadions Ruka und rettete damit die Bilanz der deutschen Langläufer beim Saisonauftakt. Symbolträchtig blinzelte in diesem Moment sogar die Sonne durch den Hochnebel im sonst so tristen Weltcup-Ort in Lappland.
Böhler machte ihrem Team mit ihrer Leistung am Sonntag wieder Mut, nachdem die DSV-Starter am Vortag in ihrer vermeintlichen Paradedisziplin Sprint durchweg enttäuscht hatten. Nur Hanna Kolb hatte die Qualifikation überstanden, war dann aber im Viertelfinale gescheitert. Von der nur mit drei Läufern angetretenen Herren-Mannschaft waren in Ruka ohnehin keine Wunderdinge erwartet worden.
„Nach dem Sprint war das heute ein ganz anderer Auftritt unserer Damen. Steffis Leistung zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Beim Sprint haben wir total daneben gelegen mit dem Material. Das passiert auch anderen“, resümierte Bundestrainer Frank Ullrich. Er wollte auch Tim Tscharnke nicht unerwähnt lassen, der über 15 Kilometer zwar nur 28. geworden war, sich dort aber mitten unter den Top-Stars wie Petter Northug, Alexander Legkow oder Dario Cologna befand. Nachdem am Samstag noch der Norweger Eirik Brandsdal den Sprint gewonnen hatte, gab es im Distanzrennen mit dem Finnen Ivo Niskanen einen Überraschungssieger.
„Ich war schon etwas verunsichert nach der Sprint-Qualifikation. Aber es lag ja nicht nur an mir“, meinte Böhler, die sich für den 10 Kilometer-Lauf schon eine Platzierung zwischen zehn und 15 vorgenommen hatte. „Das ist voll aufgegangen. Man muss sich trotz des Frustes die Lockerheit bewahren für so ein Rennen. Nach der Vorbereitung wusste sich, dass ich nicht so schlecht sein konnte wie es am Samstag aussah“, sagte die Schwarzwälderin, die damit als erste deutsche Läuferin schon nach dem zweiten Wettkampf die Hand am WM-Ticket hat. „Das ist zwar erstmal zweitrangig, aber es ist schon ein gutes Gefühl“, meinte die Olympia-Sechste über diese Strecke.
Diese komfortable Lage hätte auch Denise Herrmann gern gehabt, doch die deutsche Sprint-Königin war in ihrer Schokoladendisziplin ebenfalls leer ausgegangen. „Es war ein blöder Sturz. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich klare Bestzeit und wäre sicher vorn dabei gewesen“, ärgerte sich die Oberwiesenthalerin auch am Sonntag noch. Mit Wut im Bauch war sie auf der harten Strecke auf Rang 19 gerannt. „Jetzt habe ich Punkte und kann etwas beruhigter die nächsten Rennen angehen. Andererseits ist es schon niederschmetternd, wenn man von Therese Johaug überholt wird, als sei sie im Sprint auf der Zielgeraden“, sagte Herrmann und schüttelte ob der Leistung der norwegischen Siegerin nur den Kopf.
Johaug hatte selbst Star-Läuferin und Sprint-Siegerin Marit Björgen um 42 Sekunden distanziert. „Mich wundert bei denen gar nichts mehr. Für uns beginnt die Reihenfolge eigentlich erst ab Platz vier“, bemerkte Böhler.