Wie Phönix aus der Asche: Böhler bei Tour stark
Toblach (dpa) - Sie sprang und tanzte vor Glück und hätte die ganze Welt umarmen können. Langläuferin Steffi Böhler aus Ibach ist nach der Hälfte der Tour de Ski beste deutsche Starterin. Platz acht in der Gesamtwertung lassen nach fünf Etappen selbst die Trainer staunen.
Denn der Schwarzwälderin gelang bis zum Tour-Start nichts. Sie zweifelte an sich, auch ihre Betreuer waren verunsichert. Doch seit Oberstdorf geht es bei der 30-Jährigen steil bergauf. „Das ist Wahnsinn. Bis Weihnachten hatte ich nicht einen Weltcup-Punkt - und jetzt das. Ich kann es kaum fassen“, sagte Böhler nach ihrem fünften Platz beim 3,3-km-Klassikrennen in Toblach. Es war ihr zweitbestes Einzelergebnis in einem Weltcup-Rennen. Nur 2009 im russischen Rybinsk schaffte sie es als Dritte einmal auf das Siegerpodest.
Vor der Tour war Böhler der Verzweiflung nahe. „Ich hatte im Sommer richtig gut und intensiv trainiert, war nicht einen Tag krank. Und dann bekomme ich kein Bein auf den Boden. Dabei fühlte ich mich vor den meisten Rennen gut, aber ich konnte es nicht umsetzen. Irgendwann spielt dann der Kopf auch eine mitentscheidende Rolle“, erzählte die Staffel-Olympia-Zweite von Turin.
Selbst Frauen-Coach Janko Neuber war sich seiner Mittel nicht mehr sicher. „Wir haben nichts falsch gemacht in der Vorbereitung. Wenn ich wüsste, woran es liegt, würde ich es sofort ändern“, hatte der Oberwiesenthaler über Böhlers Leistungsstand noch Anfang Dezember in Davos gesagt.
Aber schon in Oberhof beim Prolog lief sein Schützling dann erstmals in die Punkteränge, in Oberstdorf zum Jahreswechsel platzte der Knoten endgültig. Da kam sie im Sprint ins Viertelfinale. „Je schwerer die Rennen, umso besser geht es mir momentan. Ich hatte nichts mehr zu verlieren, wollte locker bleiben. Und auf einmal klappt es“, meinte Böhler immer noch ungläubig.
Doch sie hat eine Erkenntnis bereits gezogen: „Man muss an seine Stärken glauben und nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn es nicht so läuft. Zum Glück habe ich Leute um mich, die an mich geglaubt haben, manchmal mehr als ich selbst. Und das tut so gut.“ Sie habe nie gelaubt, dass die Einstellung im Kopf so entscheidend sei. „Deshalb werde ich jetzt auch auf dem Boden bleiben. Ich freue mich auf jedes weitere Rennen und möchte so lange wie möglich vorn bleiben“, sagte sie auch in Anbetracht der schweren letzten Tagesabschnitte. Der Unterstützung ihrer Freunde, Teamkolleginnen und Trainer kann sie sich sicher sein.