WM-Auftakt: Wenzl will Medaille - Freund gelassen
Oslo (dpa) - Langlauf-Sprinter Josef Wenzl will den deutschen Ski-Assen einen Traumstart in die Titelkämpfe in Oslo bescheren, und auch die Skispringer um Severin Freund sind für große Taten am Holmenkollen bereit.
24 Stunden vor dem Auftakt der 48. nordischen Ski-WM mit den Sprints der Damen und Herren verblüffte Wenzl mit einer forschen Kampfansage an die Weltelite. „Ich habe einen Traum. Eine Medaille ist der größte Wunsch. Mein Körper ist bereit für ein gutes Ergebnis“, sagte der Bayer.
Die DSV-Damen, die bei der WM ohne Biathletin Miriam Gössner auskommen müssen, gehen ohne Erfolgsaussichten in die erste von insgesamt 21 Entscheidungen. Dagegen sieht Bundestrainer Jochen Behle seinen einzigen Spezialisten im Kampf um Edelmetall nicht chancenlos. „Der Sprint ist mit der spannendste Wettbewerb, weil er völlig offen ist. Hier einen Sieger vorauszusagen, ist unglaublich schwer“, sagte der Coach.
Wenzl scheint in dieser Saison weiter gereift zu sein. Auch bei Olympia hatte er sich den Endlauf zugetraut, dann aber nicht einmal die Qualifikation überstanden. „Im Sommer habe ich in mich hineinhören müssen und überlegt, was alles schief gelaufen ist. Mittlerweile habe ich für mich einen Weg und den Rhythmus gefunden, mit dem ich Erfolg haben kann“, verkündete der 26-jährige Modellathlet.
Wozu Wenzl wirklich fähig sein wird, weiß er selbst nicht genau. Erst seit fünf Tagen trainiert er wieder, nachdem er zuvor sechs Tage an einer fiebrigen Erkältung laborierte. „Normalerweise machst du einen Tag vor dem Wettkampf ein K.o.-Training mit maximaler Leistung. Das ist nach der Erkrankung aber nicht möglich. Insofern wird der WM-Sprint für mich ein Kaltstart“, sagte Wenzl.
Zuversicht herrscht bei den deutschen Skispringern. Shootingstar Freund, der sich in dieser Saison mit zwei Weltcupsiegen in die Weltspitze katapultiert hat, wirkt vor seiner WM-Premiere ganz entspannt. „Ich fühle mich richtig gut“, verkündete er am Mittwoch. Gemeinsam mit seinem Vereinskollegen Michael Uhrmann ist Freund für den Einzel-Wettbewerb auf der Normalschanze am Samstag gesetzt. „Sie können sich in Ruhe vorbereiten und sollen vorher nicht zu viel Pulver verschießen“, erklärte Bundestrainer Werner Schuster.
Der viermalige Weltmeister Martin Schmitt muss dagegen in einer nervenaufreibenden Ausscheidung mit Michael Neumayer, Pascal Bodmer und Richard Freitag die zwei vakanten Startplätze ausspringen. „Die Sportler wissen Bescheid und haben jetzt die Chance, sich in den Trainingssprüngen in den Fokus zu rücken. Wenn es knapp wird, muss jeder darauf hoffen, dass ich mich für ihn entscheide. Das muss jeder akzeptieren“, erklärte Schuster.
Der Chefcoach wird am Donnerstagnachmittag sein vierköpfiges Aufgebot nominieren und will bei der schwierigen Personalentscheidung keine Rücksicht auf große Namen nehmen. „Die Meriten der Vergangenheit zählen nicht. Wir brauchen vier Sportler, die gute Leistungen bringen können“, erklärte Schuster. Für Schmitt geht es also schon im Training um Alles oder Nichts. „Wenn es vier bessere gibt als ihn, dann springt er nicht mit. Aber das hat es bisher noch nie gegeben“, sagte Schuster.
Eine Medaille streben auch die Skispringerinnen an. Bereits am Freitag präsentieren sie sich zum zweiten Mal nach 2009 auf der WM-Bühne und wollen dabei auch die Weichen für eine olympische Zukunft stellen. „Es ist auf jeden Fall eine wichtige Werbung für uns“, sagte Vizeweltmeisterin Ulrike Gräßler. Nach einem Sturz Anfang Januar ist die Klingenthalerin erst spät in Form gekommen und sieht dem Wettkampf mit gemischten Gefühlen entgegen: „Es wird schwer, die Medaille von Liberec zu verteidigen.“
Einen durchwachsenen Start legten die Nordischen Kombinierer im ersten Sprungtraining hin. Johannes Rydzek sorgte mit Platz sechs im dritten Durchgang für das beste Resultat.