DSV-Asse zwischen Zuversicht und Unsicherheit
Oslo (dpa) - 63 Medaillen werden bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oslo vergeben. Deutschlands Asse wollen davon mindestens sechs mit nach Hause nehmen. Doch die Aussichten sind alles andere als rosig.
Sorgen um die Fitness von „Gold-Evi“, Fragezeichen hinter der Form der Kombinierer: 24 Stunden vor der feierlichen Eröffnung der nordischen Ski-Weltmeisterschaften schwankte die Stimmung im Lager des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) zwischen Zuversicht und Unsicherheit. Während die Skispringer um Hoffnungsträger Severin Freund mit breiter Brust ins verschneite Oslo reisten, sehen Langläufer und Kombinierer den elftägigen Festspielen an der Wiege des nordischen Skisports mit gemischten Gefühlen entgegen.
Vor allem die Loipen-Asse, seit Olympia 2002 die „Medaillen-Hamster“ im DSV, wurden im Vorfeld der Titelkämpfe arg gebeutelt. „Was wir in den vergangenen Wochen durchmachen mussten, hat mit einer kontrollierten und zielgerichteten Vorbereitung auf eine WM nicht sehr viel zu tun. In all den Jahren, in denen ich nun schon dabei bin, habe ich solche massiven gesundheitlichen Probleme wie in diesem Winter noch nie erlebt“, klagte Bundestrainer Jochen Behle.
Bei den Herren setzt er auf die Routine von Axel Teichmann und Tobias Angerer, die auf den letzten Drücker wieder fit geworden sind. „Um auf das Podest zu laufen, muss diesmal alles zusammenpassen. Aber abschreiben lassen wir uns noch lange nicht. Ich bin weit davon entfernt, die Flinte schon vorzeitig ins Korn zu werfen“, verbreitete Behle Zweckoptimismus.
Zappenduster sieht es bei den Damen aus: Teamsprint-Olympiasiegerin Claudia Nystad hat ihre Karriere beendet, ihre Partnerin Evi Sachenbacher-Stehle leidet an Ernährungsproblemen. „Ich fühle mich gesund und fit. Aber wenn es in den roten Bereich gehen soll, fehlen mir einfach die Kräfte“, sagte die 30-Jährige.
Konnte Bundestrainer Jochen Behle vor den Titelkämpfen in Sapporo und Liberec mit gezielter öffentlicher Kritik genau die Prozente aus ihr herauskitzeln, die zuvor für Erfolge fehlten, ist er diesmal machtlos. „Evi kämpft, will gute Resultate bringen. Gleichzeitig ist ihr aber auch bewusst, dass es in dieser Saison wohl eher nicht mehr explosionsartig nach vorn gehen wird“, betonte der Coach. Dennoch hat er ihr einen Einsatz in der Doppelverfolgung zugesichert, auch in der Staffel hofft Behle auf die Bayerin.
Rätselraten herrscht auch bei den Nordischen Kombinierern, die seit vier Wochen keinen Weltcup mehr bestritten haben. „Die Situation für unsere junge Mannschaft ist nicht einfach: Es fehlen die Erfolgsbestätigungen aus den Wettbewerben, die gerade junge Athleten aber brauchen“, erklärte Bundestrainer Hermann Weinbuch.
Im Trainingslager in Oslo und Oberstdorf hat er mit seinen Schützlingen am WM-Feinschliff gearbeitet. „Wir haben speziell an der Sprungform gearbeitet. Dort haben wir beim Gesamt-Setup noch Defizite. Unterm Strich fehlen aber nur noch Kleinigkeiten. Gelingt es uns, die letzten Mängel zu beseitigen, können wir auch mit den Besten um die Medaillen kämpfen“, sagte Weinbuch.
Mindestens einmal Edelmetall wollen die Skispringer um Shootingstar Severin Freund und Altmeister Michael Uhrmann holen. Am Mittwoch geht es zum ersten Training auf den Midtstubakken - die kleine Schanze am Holmenkollen, auf der am Samstag im Einzel und Sonntag im Team das Minimalziel schon erreicht werden soll. „Hier sollte die gute Athletik unserer Springer zum Tragen kommen und uns einen erfolgreichen Auftakt bescheren“, sagte Schuster.
Bereits am Freitag wollen die Damen in die Medaillenspur finden. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf Vizeweltmeisterin Ulrike Gräßler und Melanie Faißt, die in dieser Saison schon fünf Podestplätze vorzuweisen hat. „Was uns in diesem Winter leider ein wenig fehlt, ist eine absolute Siegspringerin. Aber unser klares Ziel ist es natürlich, mit einer Medaille nach Hause zu fahren“, erklärte Bundestrainer Daniel Vogler.