Zweifel überwunden: Nystad startet in ihre letzte WM
Falun (dpa) - Es kribbelt wie vor dem ersten WM-Wettkampf 2001. Der Start am Dienstag könnte der letzte Einzelwettbewerb bei einer internationalen Meisterschaft für Claudia Nystad sein.
Über 10 Kilometer in der freien Technik will und soll sich die Ausnahmeathletin des deutschen Langlaufs bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Falun „warmlaufen“ für das Staffel-Rennen am Donnerstag - den Höhepunkt der Langläufer aus DSV-Sicht. „Ich hoffe, dass es besser geht als in den vergangenen Tagen und Wochen“, sagt die mittlerweile 37-Jährige.
Claudia Nystad ist sich ihrer Form und ihrer Mittel nicht ganz sicher. Ein Sturz auf der zweiten Etappe der Tour de Ski Anfang Januar in Oberstdorf hat Spuren hinterlassen. Mit einer leichten Gehirnerschütterung kam sie ins Krankenhaus, es folgten fast zwei Wochen Trainingsausfall.
Und danach ein Leistungseinbruch, der die Sächsin ins Grübeln brachte. „Ich konnte es mir nicht erklären, dass ich auf fünf Kilometer bis zu zwei Minuten langsamer war als vorher. Das wären 400 Prozent Leistungseinbruch“, erzählt die Oberwiesenthalerin.
Zahlreiche medizinische Untersuchungen brachten auch keine wirklich aussagekräftigen Ergebnisse. „Man unterschätzt die Auswirkungen eines solchen Sturzes auf das gesamte Muskelsystem. Ich weiß, wovon ich spreche, weil ich in meiner Laufbahn ähnliches erlebt habe“, berichtet Andreas Schlütter, der Sportliche Leiter des deutschen Langlauf-Teams. „Ich konnte zwei Monate nicht das bringen, was ich kann.“
Nystad will sich dennoch in den Dienst der Mannschaft stellen. „Ich hoffe, ich kann ihr helfen. Das Intervalltraining ging in den vergangenen zwei Tagen besser, ich konnte alle Muskeln ansprechen“, meint die erfolgreichste deutsche Langläuferin.
Motivierend ist die Erinnerung an das vergangene Jahr in Sotschi, als sie mit einer imponierenden Leistung in der Staffel-Entscheidung maßgeblichen Anteil am Gewinn der Bronzemedaille hatte. Es war ihr sechstes olympisches Edelmetall.
Auf diese Zahl an WM-Medaillen würde die in Ramsau am Dachstein lebende studierte Wirtschaftsinformatikerin bis zu ihrem endgültigen Karriere-Ende im März auch noch gern kommen. Bislang stand sie bei Welttitelkämpfen fünfmal auf dem Podium.
In Falun fühlt sich Nystad so wohl wie auf allen Stationen ihrer „Abschiedstournee“. „Ich genieße noch einmal jeden Ort, jede Wettkampfstrecke. Es macht unglaublich viel Spaß“, erzählt die begabte Malerin. Was nach ihrer Karriere kommt, ist noch nicht ganz klar definiert. „Ich falle aber auf keinen Fall in ein Loch. Ich weiß seit meinem ersten Rücktritt 2010, wie es ohne den täglichen Leistungssport geht. Ich habe keine Angst.“ Bis dahin aber will sie noch einmal 100 Prozent in der Loipe zeigen.