DSV-Adler begeistern - Mit Euphorie zur Tournee
Frankfurt/Main (dpa) - Hoch über den Wolken ließen Deutschlands Ski-Adler an Bord der Chartermaschine von Sotschi nach Zürich noch einmal ihren historischen Auftritt beim Weltcup in der Olympia-Stadt Revue passieren.
An einen Wettkampf mit zwei Podestplätzen und vier Springern unter den besten Sechs konnte sich im DSV-Lager niemand erinnern. „Das war schon außergewöhnlich. Ich bin froh, dass wir so gut in die Saison gestartet sind und die Leute sich mitfreuen“, sagte Bundestrainer Werner Schuster der Nachrichtenagentur dpa.
In seiner fünften Saison ist der 43-Jährige auf dem besten Weg, die Dominanz der Österreicher zu brechen. „Man merkt, dass sie sehr stark sind und aufholen. Das ist ein toller Konkurrenzkampf“, attestierte der 42-malige Weltcupgewinner Gregor Schlierenzauer den DSV-Springern enorme Fortschritte.
Die lassen sich auch an den nackten Zahlen ablesen. In den bisher fünf Einzelwettbewerben des WM-Winters gab es zwei Siege durch Severin Freund und drei weitere Podestplätze. Hinzu kommt der Erfolg im Teamspringen in Kuusamo. „Es ist schön, dass auch die anderen auf das Podium springen können. Das macht uns richtig stark“, sagte Freund nach dem Gala-Auftritt in Sotschi, wo Richard Freitag Zweiter wurde und Andreas Wellinger als Dritter glänzte.
„Als Mannschaft sind wir ein Stück weiter gekommen. Wir haben junge Springer dazubekommen, die sehr belebend sind für das Team. Und die Etablierten sind gesund und so gut in Form, dass sie vorne mitmischen können“, beschrieb Schuster die komfortable Lage knapp drei Wochen vor der Vierschanzentournee.
Freund trägt als erster Deutscher seit Sven Hannawald vor knapp zehn Jahren sogar das Gelbe Trikot des Weltcup-Spitzenreiters. Das hat den 24-Jährigen auf den Geschmack gebracht. „Ein WM-Titel oder Olympiasieg sind extrem viel wert. Aber der Gesamt-Weltcupsieg ist die höchste Auszeichnung für einen Skispringer“, sagte der Bayer, der bei der Tournee zu den Favoriten zählt.
Schuster erwartet jedoch keine Wunderdinge von seinen Schützlingen. „Man darf jetzt nicht glauben, dass wir alles in Grund und Boden springen werden. Die Gegner werden auch wieder zurückschlagen“, warnte er vor zu großer Euphorie.
Die nimmt in der Heimat mit jedem Top-Ergebnis zu, so dass sich die DSV-Springer auf volle Stadien in Oberstdorf (30. Dezember) und Garmisch-Partenkirchen (1. Januar) freuen dürfen. Der Kartenverkauf boomt wie zu den besten Zeiten von Hannawald und Martin Schmitt, für den künftig wohl kein Platz mehr im A-Team sein wird.
„Ich denke, er hat so viel für das deutsche Skispringen getan, dass er einen respektvollen Umgang verdient hat. Aber natürlich ist auch ihm klar, dass es nur Sinn macht, wenn die sportliche Leistung stimmt. Da ist er momentan noch ein Stück weg“, meinte Schuster. Noch vor der Tournee will er mit dem 34 Jahre alten Routinier ein klärendes Gespräch führen.
Die Hoffnungen ruhen ohnehin längst auf anderen. „Insgesamt stehen wir breiter da. Wenn alle gesundbleiben, können wir eine gute Tournee springen. Wir müssen nach wie vor Schritt für Schritt denken. Aber es wäre toll, wenn wir dort wieder aufs Podest kommen oder einen Tagessieg feiern“, formulierte Schuster das Ziel.