DSV-Adler fliegen am Podium vorbei - Jacobsen siegt
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Nach dem ernüchternden Start ins neue Jahr herrschte bei den deutschen Ski-Adlern mit Ausnahme von Youngster Andreas Wellinger und Oldie Martin Schmitt Katerstimmung.
Dagegen schwebte Überflieger Anders Jacobsen nach seinem Turboflug zum zweiten Triumph wie auf Wolke sieben. Mit dem Sieg beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen festigte der Norweger seine Führung im Gesamtklassement bei der Vierschanzentournee vor dem Österreicher Gregor Schlierenzauer und darf nun elf Jahre nach Sven Hannawald sogar vom Grand Slam träumen.
Der Auftaktdritte Severin Freund wurde nur 15. und reist als Gesamtfünfter nach Innsbruck. Bester DSV-Springer war der 17 Jahre alte Wellinger auf Platz neun. Auch Andreas Wank auf Rang elf und Routinier Schmitt als 14. überzeugten. Zur Belohnung darf der 34-Jährige die Tournee bei seiner 17. Teilnahme zu Ende springen. „Es war eine sehr knappe Geschichte, aber wir haben nach dem Leistungsprinzip entschieden“, sagte Bundestrainer Werner Schuster.
Der hatte zuvor eine enttäuschende Leistung seiner Schützlinge verdauen müssen. „Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend. Unsere Leistungsträger haben nicht die nötige Leichtigkeit an den Tag gelegt. Wenn wir keinen in die Spitze kriegen, ist das nicht unser Anspruch“, kritisierte Schuster und fügte kämpferisch hinzu: „Wir werden jetzt Luft holen und dann in Innsbruck wieder angreifen. Ich hoffe, dass wir unsere Spitzenleute hinbekommen, um vorne mitmischen zu können.“
Immerhin hat Deutschlands Topspringer Freund (542,7 Punkte) weiter gute Chancen, in der Gesamtwertung unter die besten Drei zu kommen. Allerdings sind Jacobsen (586,3) und Schlierenzauer (573,8), der am Dienstag erneut Zweiter wurde, schon weit enteilt. Der Dritte, Tom Hilde aus Norwegen (547,7), liegt jedoch in Reichweite. In Wellinger auf Rang acht und Michael Neumayer auf Platz zehn befinden sich zwei weitere DSV-Athleten zur Halbzeit unter den Top Ten.
Jacobsen hatte im ersten Versuch auf 131 Meter eine Schrecksekunde zu überstehen, als er nach dem Absprung durch die Luft ruderte und nur mit Mühe einen Sturz vermeiden konnte. „Das war wie ein Helikopterflug“, sagte der Norweger. Im Finale glänzte er mit der Tagesbestweite von 143 Metern und fing den zur Halbzeit führenden Schlierenzauer noch ab.
Die Partystimmung in der mit 20 500 Fans ausverkauften Skiarena unweit der Zugspitze wurde gleich zu Beginn getrübt, als Freund nur bei 129,5 Metern landete und sich damit frühzeitig aus dem Rennen um einen Podestplatz verabschiedete. 130,5 Meter im Finale konnten daran nichts ändern. „Die Schanze hier ist eine deutlich andere. Ich konnte mich nicht hundertprozentig mit der Anlage anfreunden“, meinte Freund.
Schuster ballte auf dem Trainerturm zwar tapfer die Faust, doch glücklich sah er dabei nicht aus. „Severin hat hier vom ersten Sprung an Probleme gehabt. Der Schanzenradius ist ihm zu steil, er hat den Absprung nie richtig hinbekommen“, erklärte der Coach.
Doch dann kam Schmitt und sorgte mit seinem Satz auf 131 Meter für Hochstimmung im Publikum. „Das war ein toller Sprung, der viel Spaß gemacht hat. Ich war nach der Landung richtig glücklich“, beschrieb der Oldie seine Gefühle. Mit 129 Metern im Finaldurchgang fiel der 34-Jährige zwar noch zurück, war aber dennoch zufrieden. „Ich freue mich über den guten Wettkampf“, sagte Schmitt.
Auch Schuster war angetan von der Leistung des viermaligen Weltmeisters, der sich erst auf den letzten Drücker mit einem Sieg im Continentalcup für die Tournee qualifiziert hatte und nun nach Innsbruck weiterfahren darf. „Martin macht einen richtig guten Job. Er ist mit sich im Reinen und wird von Sprung zu Sprung stabiler. Respekt“, lobte Schuster. Mit 515,6 Zählern ist Schmitt als Gesamt-Zwölfter immerhin viertbester Deutscher und verdiente sich damit das Vertrauen des Bundestrainers.
Nervenstark präsentierte sich erneut Wellinger. Der 17-Jährige flog auf 133 und 131,5 Meter. Das reichte für Rang neun. „Das ist ein super Ergebnis“, meinte der Bayer. „Man kann ihm nur gratulieren. Er hat keine Nerven gezeigt und war unser Lichtblick“, sagte Schuster anerkennend.
Nicht in Fahrt kommt weiter Richard Freitag, der wie zum Auftakt weit von der Spitze weg war. „Er steht sich derzeit selbst im Weg, will es erzwingen und hat bisher nie seine Stärken abgerufen“, stellte Schuster fest. Mit 127,5 und 129,5 Metern reichte es für Freitag nur zum 25. Platz.