DSV-Springer fordern Austria-Adler heraus
Frankfurt/Main (dpa) - Mitfavorit Severin Freund träumt von einem Höhenflug zum Tournee-Triumph, Shootingstar Andreas Wellinger will bei seiner Premiere für Furore sorgen und auch Bundestrainer Werner Schuster ist heiß auf das Schanzenduell mit Österreichs favorisierten Ski-Adlern.
„Wir wollen die eigenen Stärken ausspielen und ständig Druck ausüben. Dann ist es für alle schwer, immer jeden Tag dagegenzuhalten. Wir sind nicht die Topfavoriten, aber Mitfavoriten“, sagte Schuster vor dem Auftakt der 61. Vierschanzentournee mit der Qualifikation am Samstag in Oberstdorf.
Erstmals seit dem Erfolg von Sven Hannawald vor elf Jahren werden die DSV-Springer wieder als ernsthafte Anwärter auf die Siegprämie von 20 000 Schweizer Franken gehandelt. Entsprechend groß ist die Euphorie bei den Fans und die Vorfreude bei den Athleten. „Ich freue mich sehr auf die Tournee, auf die Wettkämpfe vor unserem Publikum, die immer mit einer besonderen Stimmung verbunden sind. Ich habe schon einmal in Willingen gewonnen und weiß, was bei einem deutschen Triumph für eine Party in einem heimischen Stadion losbricht. Deshalb wäre es schön, etwas Vergleichbares in Oberstdorf oder Garmisch-Partenkirchen erleben zu dürfen“, erklärte Freund.
Der Gesamtzweite im Weltcup und zweifache Saisonsieger ist der große Hoffnungsträger im deutschen Team, das sich in diesem Winter so stark wie zuletzt vor zehn Jahren präsentiert. „Wenn ich mir einen Sieg aussuchen könnte, wäre es der in der Tournee-Gesamtwertung“, hatte der 24-Jährige schon im Spätherbst sein Saisonziel formuliert.
Nun könnte er diesen Traum verwirklichen und in die Fußstapfen von Hannawald treten, der beim letzten deutschen Tournee-Triumph im Winter 2001/02 mit seinem Grand-Slam Sportgeschichte geschrieben hatte. Der viermalige Tourneegewinner Jens Weißflog zählt Freund ebenso zu den heißen Siegkandidaten wie die Konkurrenz aus Österreich. „Freund kann man schon als sehr belastbar einstufen. Er hat schon oft bewiesen, dass er gut springt. Da kann man nicht mehr von einem Außenseiter sprechen“, erklärte Austria-Coach Alexander Pointner.
Auch Schuster sieht seine Nummer 1 in einer guten Position, die favorisierten Österreicher attackieren zu können. „Gregor Schlierenzauer, Andreas Kofler und Severin Freund sind die drei dominierenden Leute in dieser Saison“, stellte der Bundestrainer fest. In dem erst 17 Jahre alten Neuling Andreas Wellinger und in Richard Freitag, die beide ebenfalls schon auf dem Weltcup-Podest standen, hat er zwei weitere heiße Eisen im Feuer.
„Ich springe meine erste Tournee und entsprechend groß ist die Vorfreude darauf. Bisher habe ich sie am Fernseher verfolgt, jetzt bin ich selbst dabei. Das ist großartig“, meinte Wellinger und versprach: „Ich möchte zeigen, was ich drauf habe.“
Trotz der geballten Stärke in seinem Team, für das sich Altmeister Martin Schmitt beim Continentalcup in Engelberg noch qualifizieren muss, hält sich der Österreicher Schuster mit verbalen Attacken gegen seine Landsleute merklich zurück. „Natürlich kommt es den Medien gelegen, die Tournee als deutsch-österreichisches Duell auszurufen. Aber es gibt auch noch die Norweger, und es könnte auch den lachenden Vierten geben. Ob der nun Simon Ammann heißt oder Kamil Stoch“, sagte Schuster.
Doch die Österreicher, die mit Schlierenzauer (2012), Thomas Morgenstern (2011), Kofler (2010) und Wolfgang Loitzl (2009) die letzten vier Gesamtsieger stellten und in dieser Zeit 13 von 16 Tagessiegen feierten, schauen ganz besonders auf den großen Nachbarn. „Es wird eine geile Tournee, weil die Deutschen wieder so stark mitmischen. Sie bieten uns ganz schön Paroli. Am liebsten wäre mir ein deutsch-österreichisches Duell, bei dem wir vorne sind, wenn es um die Wurst geht“, erklärte Schlierenzauer.