Freund fährt als Mitfavorit zur Vierschanzentournee
Frankfurt/Main (dpa) - Im Kreise seiner Lieben möchte Severin Freund an den Weihnachtsfeiertagen die Ruhe vor dem Sturm genießen. An den Kampf um die Skisprung-Krone bei der Vierschanzentournee will Deutschlands Top-Springer keinen Gedanken verschwenden.
„Ich werde bei meiner Familie daheim sein und, wie wahrscheinlich 90 Prozent der Menschen in Deutschland, ein schönes Weihnachtsessen haben. Und dann gibt es Geschenke. An Skispringen will ich zu den Feiertagen nicht denken, das kommt erst wieder danach“, verriet Freund seinen Weihnachtsplan.
Nach zwei Saisonsiegen fährt der Weltcup-Gesamtzweite als Mitfavorit nach Oberstdorf, wo am kommenden Samstag vor wahrscheinlich vollem Haus das Auftaktspringen der 61. Tournee-Auflage steigt. Die Euphorie der deutschen Fans ist nach vielen Jahren der sportlichen Dürre riesengroß, der Rucksack für Freund entsprechend schwer. „Es ist natürlich eine große Ehre, wenn man als Tournee-Mitfavorit genannt wird. Ich persönlich tue mich aber schwer mit der Formulierung Favorit, weil sich das auf einen Springer zuspitzen würde. Es gibt einen Kreis von Anwärtern“, erklärte der 24-Jährige.
Bundestrainer Werner Schuster sieht das ähnlich. „Die dominierenden Springer der Saison sind Andreas Kofler, Gregor Schlierenzauer und Severin Freund“, benannte er die drei heißesten Anwärter auf den Gesamtsieg, zu denen er auch den Norweger Anders Bardal oder den Polen Kamil Stoch zählt. Während die beiden Österreicher bereits triumphieren konnten, muss Freund erst lernen, mit der neuen Rolle umzugehen.
Er tut das in seiner gewohnt zurückhaltenden Art, ohne dabei tiefzustapeln. Das würde ihm angesichts seiner Leistungen in diesem Winter ohnehin keiner abnehmen. „Im Moment bin ich in der glücklichen Lage, dass ich in einer guten Form und vorne dabei bin. Deswegen freue ich mich auf die Tournee. Es wäre schön, dort erst einmal einen Podestplatz zu machen“, formulierte der Bayer sein Ziel und wurde dann konkreter: „In Willingen ist mir schon mal ein Heimsieg geglückt, das war ein großartiges Gefühl. So etwas wäre bei der Tournee mindestens genauso schön.“
Freund hat mittlerweile verinnerlicht, dass er zu den besten Skispringern der Welt gehört. Entsprechend selbstbewusst geht er die Tournee an: „Natürlich ist es mein Ziel, weiter nach vorne zu kommen - gerade nachdem ich im vergangenen Winter unter den Top Ten war, obwohl zwei Wettkämpfe komplett an mir vorbeigelaufen sind.“
Angesichts des zu erwartenden Ballyhoo bemüht sich Freund, so locker wie möglich an die Aufgabe heranzugehen. „Es geht nicht die Welt unter, wenn ich am Ende nicht ganz vorne dabei bin“, sagte der Frontmann im starken deutschen Team.
Spekulationen sind Freund ohnehin fremd - und schon gar nicht möchte er sie im engsten Familienkreis anstellen. „Wahrscheinlich werden meine Eltern kurz etwas wissen wollen. Aber mittlerweile kennen sie das schon, dass ich damit gerne in Ruhe gelassen werden will“, berichtete er. Deshalb hat Freund das Thema Skispringen unter dem Weihnachtsbaum zum Tabu erklärt: „Es ist sehr wichtig im Hinblick auf die Tournee, die lang und kräftezehrend ist, so weit entspannen zu können, dass man frisch und ausgeruht anreisen kann.“