Wellinger Zweiter - Freund verliert Gelbes Trikot
Engelberg (dpa) - Andreas Wellinger stand nach dem besten Ergebnis seiner Karriere breit grinsend auf dem Podest und genoss die Siegerehrung an der Seite der Austria-Überflieger Gregor Schlierenzauer und Andreas Kofler.
Mit dem zweiten Platz beim Weltcup in Engelberg krönte der 17 Jahre alte Youngster die bärenstarke Generalprobe der deutschen Skispringer für die Vierschanzentournee mit vier Top-Ten-Plätzen.
„Dass es so schnell geht, auf das Podest zu springen, ist unglaublich. Zwei Podiumsplätze in dieser Saison sind unfassbar. Das ist natürlich ein wunderschönes Gefühl. Man könnte sich daran gewöhnen“, sagte Wellinger, der in der Vorwoche in Sotschi bereits Dritter war.
Mit den Plätzen fünf für Michael Neumayer, sechs für Severin Freund und acht für Richard Freitag setzten die DSV-Adler knapp zwei Wochen vor der Tournee ein dickes Ausrufezeichen. „Das war ein toller Tag. Wir haben zwar das Gelbe Trikot von Freund verloren, aber viel Selbstvertrauen gewonnen“, bilanzierte Bundestrainer Werner Schuster.
Dank seines 43. Weltcupsieges übernahm Schlierenzauer mit 448 Punkten die Weltcup-Gesamtführung von Freund (430) und fährt nun als Topfavorit zur Tournee. „Das ist nicht schlimm“, sagte Freund nach Sprüngen auf 133,5 und 126,5 Meter. „Für das Gelbe Trikot kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin nichts kaufen.“
Auch Schuster wollte den Verlust der Spitzenposition nicht überbewerten: „Severin ist ein tolles erstes Saisonviertel gesprungen. Wenn er topfit zur Tournee kommt, kann er dort angreifen“, sagte der Bundestrainer. Freund will beim ersten Höhepunkt des WM-Winters hoch hinaus: „Im Moment bin ich in der glücklichen Lage, dass ich in einer guten Form und vorne dabei bin. Deswegen freue ich mich auf die Tournee.“
Hinter Kofler (396), der das Springen am Samstag für sich entschieden hatte, liegt Wellinger im Gesamtklassement mit 290 Zählern sensationell auf Rang vier. Damit ist der Elftklässler am Skigymnasium in Berchtesgaden wie Freund und Freitag bereits für den Tourneeauftakt am 30. Dezember in Oberstdorf qualifiziert. „Er hat es verdient, denn er hat einen fantastischen Sprung gemacht“, lobte Schuster den Weltcup-Neuling.
Nach 130 Metern im ersten Versuch katapultierte sich Wellinger mit 138,5 Metern im Finale vom elften auf den mit Kofler geteilten zweiten Platz vor. „Man guckt in der Pause schon, wie weit es nach vorne ist. Aber natürlich muss man sich auf seinen Sprung konzentrieren“, berichtete Wellinger.
Wie das gesamte Team fährt der Bayer nun mit breiter Brust zur Tournee, wo die DSV-Adler nach zehn Jahren endlich wieder einen Tagessieg landen wollen. „Mein Selbstvertrauen ist sehr groß. Ich weiß, ich kann es, und hoffe, dass es so weitergeht“, sagte Wellinger. Er hat in den ersten sieben Einzel-Weltcups seiner Karriere bereits 35 400 Schweizer Franken verdient und kann nun im kurzen Heimaturlaub vor einem dreitägigen Trainingslager auf eine ausgiebige weihnachtliche Shoppingtour gehen.