Hopp oder topp: Schmitt kämpft um Tournee-Ticket
Frankfurt/Main (dpa) - Am zweiten Weihnachtsfeiertag stand für Martin Schmitt die Reise nach Engelberg an. Am Fuße des 3000 Meter hohen Titlis-Berges will der Skisprung-Oldie beim Continentalcup am Donnerstag und Freitag den drohenden Absturz in die sportliche Versenkung abwenden.
„Es passt mir ganz gut, weitere Wettkampfpraxis zu sammeln“, verkündete der 34-Jährige scheinbar gelassen. Doch es klang wie das Pfeifen im Walde. Schmitt muss sich erstmals in seiner langen und teilweise sehr erfolgreichen Karriere in der B-Liga des Skispringens für die Vierschanzentournee qualifizieren. Acht deutsche Springer kämpfen um die drei Tickets, die Bundestrainer Werner Schuster für die Wettbewerbe in Oberstdorf (30. Dezember) und Garmisch-Partenkirchen (1. Januar) noch zu vergeben hat. Eine Sonderbehandlung für den viermaligen Weltmeister von 1999 und 2001 wird es nicht geben. „Es sollten schon die drei besten sein, die zur Tournee mitfahren“, betonte Schuster.
Natürlich werde man berücksichtigen, unter welchen Bedingungen die Wettkämpfe in der Schweiz stattfinden und gegebenenfalls eine modifizierte Entscheidung treffen. „Wenn es stürmt und schneit und der Wettbewerb abgebrochen wird, werden wir uns einschalten“, kündigte Schuster an. Er geht von einem positiven Ausgang für Schmitt aus. „Es ist von Vorteil für ihn, dass er noch einen Wettkampf macht. Wenn er ein gutes Ergebnis erreicht, geht er gestärkt in die Tournee“, sagte Schuster.
Den Druck, der auf Schmitt lastet, konnte er damit jedoch kaum minimieren. Für den einstigen Popstar des Skispringens, der mit seinen Erfolgen um die Jahrtausendwende einen Boom in Deutschland auslöste, steht eine Menge auf dem Spiel. Seit einigen Jahren muss sich Schmitt in den Medien fast schon dafür rechtfertigen, dass er den Absprung von der Schanze ins Privatleben trotz schwacher Leistungen immer noch hinauszögert. „Manchmal nervt die Frage schon, wann ich denn nun mal endlich aufhöre“, räumte Schmitt vor kurzem in einem Interview der „Badischen Zeitung“ ein und fügte fast trotzig hinzu: „Wann Schluss ist für den Skispringer Martin Schmitt, das entscheide ich allein.“
Schuster akzeptiert das. „Solange er die Chance sieht, dass er die Lücke schließen kann, macht er weiter. Er lässt sich von niemandem beirren. Das finde ich okay so. Diesen Respekt hat er sich verdient“, sagte der Bundestrainer. Immerhin habe Schmitt 20 Jahre in den Leistungssport investiert und „viele Türen im deutschen Skisprung geöffnet“.
Zu beneiden ist der Coach um seine Aufgabe jedoch nicht. „Für mich ist das ein Spagat. Einerseits, wie geht man mit einem verdienstvollen Athleten um und andererseits, wie transparent und stichhaltig bin ich im Gesamtsystem“, verdeutlichte Schuster die vertrakte Situation. Er hofft deshalb, dass Schmitt sportlich noch einmal die Kurve bekommt und nicht sang- und klanglos in der Versenkung verschwindet: „Mein Gefühl sagt mir, schreibt nicht zu früh vom Rücktritt. Ich glaube, er schmeißt noch nicht hin.“