Freund fliegt in Top Ten - Schmitt abgestürzt
Oberstdorf (dpa) - Martin Schmitt machte nach seinem Absturz zum Auftakt der 59. Vierschanzentournee gute Miene zum bösen Spiel, Deutschlands neuer Skisprung-Frontmann Severin Freund strahlte vor Freude über das ganze Gesicht.
Beim Gala-Auftritt des siegreichen Österreichers Thomas Morgenstern feierte Freund in Oberstdorf mit Rang sechs sein bestes Karriere-Ergebnis und sorgte damit für einen gelungenen Tournee-Start der DSV-„Adler“, den Michael Neumayer als Achter perfekt machte. „Ich bin sehr zufrieden. Das war eine der besten Mannschaftsleistungen, die die Jungs bisher gezeigt haben“, lobte Bundestrainer Werner Schuster.
Gleich acht deutsche Springer platzierten sich unter dem Jubel der rund 20 000 Fans an der Schattenbergschanze unter den besten 30. Ein kleiner Wermutstropfen war allerdings, dass die mit großen Hoffnungen gestarteten Altstars Schmitt (18.) und Michael Uhrmann (19.) unsanft von Wolke sieben geholt wurden. „Wenn nicht alles hundertprozentig perfekt läuft, ist man natürlich angefressen“, meinte Schmitt.
Dafür sprang Freund in die Bresche. Mit 127 und 130,5 Metern schöpfte der 22-Jährige aus Rastbüchl sein Potenzial in beiden Durchgängen aus und stellte zufrieden fest: „Ich habe davon geträumt, gleich zum Auftakt in Oberstdorf in die Top Ten zu kommen. Deshalb bin ich sehr glücklich. Es ist gut gelaufen.“
Im Kampf um den Gesamtsieg schob sich Top-Favorit Morgenstern dank seines 19. Weltcupsieges in die Pole Position vor dem Finnen Matti Hautamäki und seinem überraschend starken Landsmann Manuel Fettner. „Sensationell, dieses Feeling möchte ich haben. Wenn das Ergebnis auch noch passt, ist es unglaublich. So starte ich gerne in die Tournee“, sagte Morgenstern.
Für Sprünge auf 131,5 und 138 Meter erhielt der Weltcup- Spitzenreiter 289,6 Punkte und geht mit einem Vorsprung von 16,5 Zählern auf Hautamäki in das Neujahrsspringen in Garmisch- Partenkirchen. „Ich kann leider nicht wahrsagen und in die Zukunft schauen. Aber so kann es weitergehen“, meinte der 24-Jährige.
Am Neujahrstag will auch Schmitt wieder angreifen. Der Routinier, der in der Probe noch mit 136,5 Metern geglänzt hatte, verpatzte den ersten Sprung und stellte nach seinem Hüpfer auf 111,5 Meter enttäuscht fest: „Ich hatte einen kleinen Fehler beim Absprung. Das System ist bei diesen Bedingungen sehr sensibel. Da muss man die Sache am Vorbau sehr feinfühlig angehen. Als ich es gemerkt habe, war es schon zu spät. Der Ski kippte weg, dadurch habe ich viel an Höhe und Metern verloren“, erklärte der 32-Jährige.
Dennoch wollte der viermalige Weltmeister kein Trübsal blasen. „Was will man reparieren, wenn man zwei Meter flacher ist. Da ist ja nirgends ein Luftballon, der einen wieder in die Luft schraubt“, meinte Schmitt mit Galgenhumor. Im Finale flog er auf 127,5 Meter und verbesserte sich immerhin um elf Ränge. „Im Vergleich zu den Leistungen im Vorfeld habe ich mich deutlich gesteigert. Das gibt Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben“, erklärte Schmitt.
Bei schwierigen Windbedingungen setzte schon im ersten Durchgang das große Favoritensterben ein. Der Pole Adam Malysz rettete sich mit 115 Metern gerade so in den zweiten Durchgang, Qualifikationssieger Ville Larinto aus Finnland schied sogar aus. Auch Rekordsieger Janne Ahonen, der nur 31. wurde, musste seine Hoffnungen auf den sechsten Tournee-Triumph frühzeitig begraben. Vierfach-Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz liegt als Vierter schon 30,0 Punkte zurück, Titelverteidiger Andreas Kofler aus Österreich muss 30,6 Zähler aufholen.
Eine couragierte Vorstellung bot Neumayer. Dabei hatte der Berchtesgadener nach seinem ersten Versuch auf 127 Meter, der im K.o.-Duell gegen Wolfgang Loitzl nicht zum Sieg reichte, noch gewettert: „Wir haben das Problem mit der K.o.-Regel. Das System regt mich ein bisschen auf. Es lassen gestern drei von den Top Ten die Qualifikation weg, dadurch haben wir heute drei sehr starke Pärchen und eigentlich nur noch zwei Lucky Loser. Um da dabei zu sein, muss man schon saugut springen.“
Am Ende kam Neumayer locker ins Finale und dort mit 128,5 Metern auf Rang acht. Nicht unzufrieden war auch Uhrmann, obwohl er nicht über 119 und 120,5 Meter hinaus kam. „Das ist mein bestes Saisonergebnis. Es ist das erste Mal in diesem Winter, dass ich nicht mit hängendem Kopf von der Schanze gehe, sondern Licht sehe“, sagte der 32-Jährige aus Rastbüchl.