Mutige Entscheidung: Schmitt verzichtet auf Start
Planica (dpa) - Gregor Schlierenzauer krönte seine glanzvolle Flugshow mit dem 35. Weltcupsieg, Severin Freund zahlte als 17. Lehrgeld - doch Thema des Tages beim Skiflug-Weltcup in Planica war der mutige Startverzicht von Martin Schmitt.
Im Herbst seiner Karriere ließ der 33-Jährige Vernunft walten und sagte seine Teilnahme am Saisonfinale aus Sicherheitsgründen kurzfristig ab. „Auf dieser Schanze ist es schwierig zu springen. Da muss man seine Sachen zusammen haben. Das ist bei mir nicht der Fall. Deshalb war ein wenig Unsicherheit vorhanden und dann soll man es lieber lassen“, begründete Schmitt sein freiwillig vorgezogenes Saisonende.
Der Routinier wird auch im Teamwettbewerb am Samstag und beim letzten Einzelspringen dieses Winters am Sonntag nicht mehr auf die Schanze gehen. „Ich habe ihm dazu geraten. Er hat nicht das Flugsystem, wo man wirklich angreifen kann. Dafür braucht man sehr viel Selbstvertrauen und Sicherheit. Bei ihm war es immer ein Tanz auf der Rasierklinge. Das war eine Entscheidung mit Größe“, erklärte Bundestrainer Werner Schuster.
Als Schlierenzauer mit Weiten von 219 und 226 Metern seine Landsleute Thomas Morgenstern und Martin Koch auf die Plätze verwies, saß Schmitt schon wieder ganz entspannt im Trainingsanzug im Springerlager. Zuvor war dem viermaligen Weltmeister, der seine Laufbahn in der kommenden Saison auf jeden Fall fortsetzt, im Probedurchgang ein gehöriger Schreck in die Glieder gefahren. Schmitt ruderte durch die Luft, konnte nur mit Mühe einen Sturz vermeiden und zog sofort die Konsequenzen. „Mir fehlt hier die Sicherheit“, bekannte er freimütig.
Schmitts Teamkollegen zeigten Verständnis. „Es war schlau von ihm, dass er diese Entscheidung getroffen hat. Das hat auch nichts mit Angsthase oder so zu tun, sondern erfordert sogar Mut“, erklärte Michael Neumayer. Der Berchtesgadener hatte auf dem Riesenbakken ebenfalls Probleme und landete mit 180 und 193 Metern nur auf Rang 27. „Hoffentlich bekomme ich die Schanze in den nächsten Tagen besser in den Griff“, sagte der 32-Jährige.
Bereits am Vortag war das deutsche Aufgebot durch den schweren Trainingssturz von Pascal Bodmer dezimiert worden. Der 20-Jährige hatte sich dabei den Fortsatz des Schulterkopfes gebrochen und wurde operiert. Von diesen Eindrücken konnte sich auch Shootingstar Severin Freund nicht ganz frei machen. Mit 192 und 202 Metern blieb er hinter seinen Möglichkeiten zurück.