Sieger Wellinger weckt olympische Medaillenhoffnungen
Wisla (dpa) - Viel Zeit zum Feiern blieb Andreas Wellinger nach seinem ersten Weltcupsieg nicht. Mit seinen Teamkollegen stieß der 18 Jahre alte Oberschüler kurz auf den bisher größten Erfolg seiner noch jungen Skisprung-Karriere an, ehe es von Wisla nach Zakopane weiter ging.
Dort will Wellinger am Wochenende beweisen, dass er das Zeug zum beständigen Siegspringer hat. „Natürlich will ich öfter da oben stehen. Ich kann auch in Zakopane ein gutes Ergebnis erzielen, wenn ich perfekte Sprünge zeige“, verkündete er selbstbewusst.
Seit seinem kometenhaften Aufstieg in der Vorsaison gilt Wellinger in der Szene als begnadetes Talent, um das der Deutsche Skiverband von vielen Nationen beneidet wird. „Ich habe im Sommer gespürt, dass die Leute zu mir geschaut und gedacht haben, den Wellinger hätten wir auch ganz gern“, erzählte Bundestrainer Werner Schuster bei der Vierschanzentournee.
Beim ersten Saisonhöhepunkt hatte Wellinger, der im Sommer als dritter deutscher Skispringer nach Sven Hannawald und Andreas Wank den Grand Prix gewonnen hatte, die hohen Erwartungen jedoch nicht erfüllen können. Als Gesamt-Zehnter war er dennoch bester DSV-Adler. Mit dem Sieg weckte er nun Medaillenhoffnungen für die Olympischen Winterspiele in Sotschi. „Das ist eine tolle Selbstbestätigung und definitiv ein Befreiungsschlag“, bewertete Schuster den Erfolg.
Auf der Adam-Malysz-Schanze erwischte Surf-Fan Wellinger die perfekte Welle und wurde bei der Siegerehrung förmlich von Glückshormonen überschüttet. „Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie ich mich nach diesem Weltcupsieg fühle. Es ist das beste Gefühl, das man als Skispringer haben kann. Ich kann das gar nicht fassen. Das muss man erleben“, berichtete er.
Für Schuster kam der Erfolg nicht überraschend. „Andreas ist ehrgeizig, arbeitet immer hart und packt die Sachen an, wenn es mal nicht so läuft“, lobte er die Einstellung seines Schützlings. Der steht auch bei seinen Teamkollegen hoch im Kurs. „Er ist ein junger Springer, der ein wahnsinnig großes Potenzial hat“, sagte Severin Freund über Wellinger.
Der liebt auf den Skireisen vor allem gesellige Schafkopfrunden mit den Kollegen. „An einem guten Tag gewinnt man 20 Euro. An einem schlechten verliert man 20“, berichtete er unlängst. Fast wie auf der Schanze, wo es in diesem Winter bisher hoch und runter ging. Schuster forderte deshalb: „Jetzt geht es darum, noch besser die Balance zu finden.“
Auf die kommt es auch bei Wellingers größtem Hobby an - dem Wellenreiten. „Ich surfe gern, aber auf Hawaii war ich noch nicht. Das ist mein Traum, aber es wird wohl erst nach der Karriere passieren. Denn schnell mal für drei Tage nach Hawaii fliegen, ist ein bisschen schwierig. Und viel Pause oder ganze Wochen am Stück haben wir nie frei“, erzählte Wellinger.
Er konzentriert sich daher erst einmal auf seinen sportlichen Traum - eine Olympia-Medaille in Sotschi. „Meine Form ist im Moment ziemlich gut. Ich hoffe, dass ich auch dort meine bestmögliche Leistung abrufen kann“, sagte Wellinger. Dass der Youngster das Zeug zum Olympiasieger hat, steht für Schuster nicht erst seit dessen Premierensieg fest: „An guten Tagen kann er alle schlagen.“