Skispringerinnen hoffen nach zweimal WM-Gold auf Schub
Falun (dpa) - Nach ihrem Gold-Triumph im Mixed stießen Carina Vogt und Severin Freund gemeinsam auf den WM-Titel an, danach trennten sich die Wege des deutschen Skisprung-Traumpaars.
Die Olympiasiegerin gönnte sich vor ihrer Heimkehr an diesem Dienstag noch etwas Spaß beim Fahrtraining auf einer Eispiste, Freund schuftete am WM-Ruhetag schon wieder im Kraftkeller. „Wir haben im gesamten Team noch zusammengesessen und angestoßen. Das war echt cool. Aber für eine ausgelassene Feier blieb keine Zeit. Ich habe ja noch viel vor“, sagte der WM-Zweite im Einzel am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Freund und Vogt sind die Gesichter der erfolgreichen neuen Schanzen-Generation - und doch trennen sie Welten. Denn die Damen stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung und klar im Schatten der männlichen Kollegen. Die locken Woche für Woche Millionen Fans vor die TV-Geräte und können von ihrem Sport gut leben. „Natürlich ist es unser Ziel, dass wir irgendwann an dem gleichen Punkt ankommen. Gar nicht mal finanziell, sondern von der Aufmerksamkeit her. Das eine bedingt dann das andere“, sagte Vogt.
Dank des rasanten Aufstiegs zur weltbesten Springerin hat die 23-Jährige ihre Popularität in den vergangenen zwölf Monaten um ein Vielfaches gesteigert. Die Erfolge wirken sich monetär aber nicht ansatzweise wie bei Freund aus. Während Vogt derzeit nicht einmal persönliche Werbeverträge abschließen kann, verdient der deutsche Topspringer sowohl auf als auch abseits der Schanze eine erkleckliche Summe. Der 26-Jährige schaffte es als erster Skispringer seit Martin Schmitt und Sven Hannawald sogar zur Werbefigur in einem TV-Spot.
Die Prämien für die WM-Erfolge liegen ebenfalls weit auseinander. Vogt kassierte für ihre zwei WM-Goldmedaillen insgesamt 16 750 Schweizer Franken. Freund hat für Einzel-Silber und den Mixed-Titel schon 10 000 Franken mehr auf sein Konto gescheffelt und könnte seinen WM-Verdienst mit zwei weiteren Siegen auf der Großschanze auf insgesamt knapp 64 000 Schweizer Franken schrauben.
Von solchen Summen können die Damen, die erst 2009 ihre WM-Premiere feierten und im Vorjahr erstmals bei Olympia dabei waren, nur träumen. „Wir hatten in dieser Saison weniger Geld zur Verfügung als im Jahr davor“, berichtete Bundestrainer Andreas Bauer.
Er übte zudem Kritik an der Bürokratie im deutschen Sport. „Der Stillstand nach Olympischen Spielen ist erschreckend. Bis die Fördergelder verteilt wurden, war es Oktober. Den ganzen Sommer über wurde verhandelt. Da muss man sich schneller aufstellen. Gerade in einer WM-Saison“, sagte er.
Durch die WM-Erfolge erhofft er sich nun einen weiteren Schub für die junge Sportart. „Wir wollen das Damen-Skispringen in Deutschland langfristig auf internationalem Spitzenniveau etablieren. Diese große Chance haben wir jetzt“, erklärte Bauer.
Freund drückt dafür die Daumen. „Grundsätzlich ist die Sportart auf einem sehr guten Weg. Noch nicht so grandios ist die Anzahl der Weltcups. Da kann man ein paar mehr vertragen. Das würde helfen, die Entwicklung schneller voranzutreiben“, sagte er und mahnte Geduld an: „Man kann nicht erwarten, dass sich eine Sportart von 0 auf 100 000 entwickelt.“