Wellinger darf bei WM-Entscheidung springen

Falun (dpa) - Der Wind blies heftig, als Andreas Wellinger am Donnerstag zum ersten WM-Training auf die kleine Schanze in Falun stieg. Davon beeindrucken ließ sich der 19-Jährige bei seinem Comeback im A-Team jedoch nicht.

Foto: dpa

„Das war ein brauchbarer Auftakt. Schließlich bin ich das erste Mal nach langer Zeit wieder in dem Zirkus dabei. Leider konnte ich nur zwei statt drei Sprünge machen, weil es ein bisschen windig war“, sagte Wellinger danach.

Weil es am Abend noch heftiger blies, wurde das zweite Training abgesagt. Wellinger konnte das verschmerzen, wurde er doch von Bundestrainer Werner Schuster für die WM-Entscheidung am Samstag nominiert. „Das war eine sehr, sehr schwere Entscheidung für uns. Es war fast schmerzhaft. Aber bei Markus Eisenbichler hat die Tendenz nach unten gezeigt, bei Andi nach oben“, begründete Schuster seine Entscheidung.

Nach seinem schweren Sturz Ende November beim Weltcup in Kuusamo und der anschließenden Schulteroperation schienen die Titelkämpfe in Falun für Wellinger ganz fern. Erst im letzten Moment bestand der doppelte Junioren-Vizeweltmeister einen Härtetest auf der Großschanze und sprang damit noch auf den WM-Zug.

Dem Motto „Dabeisein ist alles“ kann der ehrgeizige Abiturient deshalb ausnahmsweise eine ganze Menge abgewinnen. „Ich darf mit zur WM fahren, das ist wunderbar“, sagte Wellinger schon im Vorfeld. Schuster empfindet dies ebenfalls als großes Glück. „Der Weg von Andreas Wellinger zurück auf die Schanzen hat in der Trainerschaft für große Freude gesorgt“, erklärte der Chefcoach. „Er ist ein perspektivisch sehr wichtiger Springer und soll deshalb auch WM-Luft schnuppern.“

Das tat der 19-Jährige am Donnerstag im Training mit Bravour. Der Bayer verzeichnete mit 93 Metern und Rang zehn im ersten Versuch sein bestes Ergebnis. „Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Der erste Sprung war gleich in den Top Ten, der zweite war auch nicht so schlecht. Er hat sich zurückgekämpft“, stellte Schuster fest.

Am Mittwochabend hatte Wellinger nach der Ankunft im unweit der Schanzen gelegenen Team-Hotel „Scandic“ erstmals einen Blick auf den kleinen und großen Bakken geworfen. Daran war lange Zeit nicht zu denken gewesen, denn der Weg zurück war nicht leicht. Doch der Team-Olympiasieger, für den es zuvor immer bergauf gegangen war, stellte sich der Situation und meisterte sie ganz cool. „Er hat einen extrem positiven Zugang zum Leben. Diese Einstellung hat ihm geholfen, so schnell den Anschluss zu finden“, lobte der Sportliche Leiter Horst Hüttel.

Im Betreuerstab ist man froh darüber, denn „so ein Sturz kann schon etwas bewirken, das habe ich bei Pascal Bodmer erlebt“, meinte Hüttel. Die einstige Nachwuchshoffnung stürzte 2012 in Planica schwer und schaffte danach nie wieder den Anschluss an die Spitze. „Wir sind extrem froh, dass der Sturz bei Andreas keine Spuren hinterlassen hat. Physisch sowieso nicht, denn er hat jetzt Bestwerte. Und psychisch scheint es ihn nicht so beeindruckt zu haben, dass er jetzt nicht mehr gut springen könnte“, sagte Hüttel.

Die DSV-Verantwortlichen wollen Wellinger daher bei der WM auch nicht verheizen. „Es ist das oberste Ziel, Andreas wieder langfristig in das Wettkampfgeschehen zurückzuführen. Uns ist die langfristige Entwicklung wichtiger als kurzfristige Medaillengewinne“, betonte Schuster. Für ihn steht aber auch fest: „Wenn er hier Sicherheit hat und Selbstvertrauen aufbaut, kann er definitiv eine gute WM springen und uns helfen. Es ist angenehm, ihn wieder dabei zu haben.“