Skifliegen in Oberstdorf Wellinger mit Schanzenrekord zweimal Zweiter

Oberstdorf (dpa) - Mit einem breiten Grinsen posierte Andreas Wellinger nach dem weitesten Flug seiner Karriere an der Seite von Bayern-Star Robert Lewandowski, nur die sportliche Krönung seiner Gala beim Skiflug-Weltcup in Oberstdorf blieb dem 21-Jährigen verwehrt.

Foto: dpa

Obwohl Wellinger auf dem WM-Bakken von 2018 seinen erst 24 Stunden alten Schanzenrekord noch einmal um dreieinhalb Meter auf 238 Meter schraubte, musste sich der Team-Olympiasieger in dem nach einem Durchgang wegen zu starken Windes abgebrochenen Wettbewerb wie schon am Vortag mit Platz zwei hinter Doppelsieger Stefan Kraft aus Österreich begnügen.

„Natürlich hätte ich gerne gewonnen. Aber ich bin extrem zufrieden. Ich bin, glaube ich, selten so sehr aus mir rausgegangen, weil dieses Gefühl, so weit zu fliegen, genau das ist, wonach wir streben“, sagte Wellinger. „Mit dem Schanzenrekord war das ein ziemlich geiles Gefühl.“

Begeistert war der Bayern-Fan auch vom kurzen Zusammentreffen mit Lewandowski nach dem ersten Durchgang. „Das war ein cooler Moment, wenn man so eine Legende treffen darf“, berichtete Wellinger und fügt stolz hinzu: „Er war fasziniert von dem, was wir machen.“

Als später die Nachricht vom Abbruch kam, hüpfte Wellinger seinem Teamkollegen Andreas Wank vor Freude in die Arme. Am Ende lag er um 12,6 Punkte hinter Kraft, der mit weniger Anlauf auf 235,5 Meter kam. Dritter wurde der Slowene Jurij Tepes.

„Er macht derzeit tolle Sachen und hatte hier riesige Erlebnisse. Das war der nächste Schritt nach den erfolgreichen Wochen“, lobte Bundestrainer Werner Schuster seinen derzeitigen Vorflieger. „Er hat hier Selbstvertrauen getankt.“

Schon am Vortag hatte Wellinger vor 18 800 Zuschauern mit 234,5 Metern im ersten Durchgang für das Highlight gesorgt. „Ich habe lange nicht mehr so viel Adrenalin im Körper gehabt wie nach diesem Sprung. Es war grandios“, sagte der 21-Jährige. Im Finale legte er 222,5 Meter nach, doch für den dritten Weltcupsieg seiner Karriere reichte es nicht. Kraft lag mit Weiten von 227,5 und 218 Metern um 5,1 Punkte vorn. Dritter wurde Vierschanzentourneesieger Kamil Stoch aus Polen.

Der Zweikampf zwischen Wellinger und Kraft elektrisierte die Fans auch 24 Stunden später. Wieder legte Wellinger vor und stellte nach seinem persönlichen Rekordflug fest: „Ich hatte schon das Gefühl, dass es noch weiter gehen kann. Leider war die Landung nicht gut.“

Nicht ganz so kritisch ging Schuster mit seinem Schützling ins Gericht: „Er hat das ähnlich perfekt gemacht wie am Samstag und den Wettkampf hier gut durchgezogen. Es überwiegt die Freude.“ Wellinger gilt in dieser Verfassung als heißer Medaillenkandidat bei der in zweieinhalb Wochen beginnenden Weltmeisterschaft.

Überschattet wurde die Skiflug-Party an der für rund zwölf Millionen Euro umgebauten Heini-Klopfer-Schanze vom Sturz des Österreichers Gregor Schlierenzauer in der Qualifikation am Sonntag. Der viermalige Skiflug-Champion zog sich dabei nach einer ersten Diagnose eine starke Brustprellung und ein Hämatom im rechten Oberschenkel zu.

Bei einer ersten Untersuchung im Krankenhaus in Immenstadt wurde dagegen keine schwerwiegende Schädigung des im Vorjahr wegen eines Kreuzbandrisses operierten rechten Knies von Schlierenzauer festgestellt. Der 27-Jährige, der nach einjähriger Pause erst vor drei Wochen in den Weltcup zurückgekehrt war, wird sich in Innsbruck jedoch einer weiteren Untersuchung unterziehen.